Studenten besetzten am Wochenende das Haus, das 2001 geräumt wurde und seit dem leer steht. (Foto: Bastian Klein)

Frankfurt. Hausbesetzung in Bockenheim: Am Wochenende ist eine Gruppe Studenten in dem ehemaligen Jugendzentrum in der Varrentrappstraße 38 eingezogen. Sieben Jahre stand das Gebäude leer und verfiel zusehends. Nun wollen die junge Leute in dem Haus ein unabhängiges Kulturzentrum aufbauen. »Wir sehen nicht ein, dass es in Frankfurt immer weniger Raum für unkommerzielle Kulturprojekte gibt, während auf der anderen Seite Gebäude leer stehen und nicht genutzt werden«, so Soziologiestudent Michael Walter (23), Sprecher der Gruppe. Sie wollen in dem Gebäude Ateliers, Ausstellungsräume und Platz für musikalische Darbietungen schaffen.

Bislang werden die Besetzer von der Stadt geduldet. Auch die Polizei hatte die mehr als 100 Studenten am Wochenende gewähren lassen, als sie das Haus mit einer Eroberungs-Party für sich in Beschlag nahmen. »Natürlich ist es uns nicht recht, wenn Häuser besetzt werden«, sagte Michael Damian, Referent von Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne), der gestern das Gespräch mit den Besetzern suchte. »Aber ich hatte den Eindruck, dass die Studenten vernünftig sind.« Bis heute werden die Besetzer zwar geduldet – die Strafanzeige gegen die Gruppe bleibt jedoch bestehen. Was mit den Studenten und dem besetzen Haus geschieht, wird der Magistrat in seiner heutigen Sitzung entscheiden. Damian will sich im Römer für die Studenten einsetzen und den Fraktionen empfehlen, das Haus den Besetzern vorläufig zu überlassen. Wenn sich die Parteien einig sind, können die Studenten zunächst bleiben und ihr Kulturzentrum verwirklichen. Allerdings nur für wenige Monate. Aus Geldmangel hatte die Stadt die Sanierung des im September 2001 geräumten Hauses zwar jahrelang verschoben. Kürzlich hat der Magistrat die benötigten 1,5 Millionen Euro für die Renovierung jedoch bereitgestellt. Zurzeit plant das Stadtschulamt den Umbau – es sollen weitere Klassenräume der benachbarten Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung untergebracht werden. Im Frühjahr werden die Arbeiten beginnen. »Spätestens dann müssen die Studenten wieder ausziehen«, sagte Damian. Bei den Besetzern zeigte man sich über den möglichen Kompromiss erfreut. »Wir hoffen, dass der Magistrat uns bis zur Renovierung das Gebäude nutzen lässt. Dieses Angebot würden wir gerne annehmen«, sagte eine Sprecherin. Ihre Pläne will die Gruppe im Internet unter www.faitesvotrejeu.tk darstellen. (bkl)


Frankfurter Neue Presse, 05.08.2008

Von Bastian Klein

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