Vorübergehend besetzt, aber offen für Kultur: Das ehemalige JUZ in Frankfurt-Bockenheim.

„Faites votre jeu!“ spielen ganz nach ihren eigenen Regeln. Die Frankfurter Gruppe hat mangels Räumlichkeiten ein ehemaliges Jugendzentrum besetzt.

In den siebziger Jahren begann, ausgehend von Demonstrationen, Protesten und Kundgebungen in Frankfurt, eine deutschlandweite Hausbesetzerbewegung. Die Mitglieder der Initiative „Faites votre jeu!“ stehen also in bester Tradition und ihren Vorbildern in nichts nach. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von jungen Künstlern und Studenten, die das Haus Nummer 38 in der Bockenheimer Varrentrappstraße besetzt hält. Ziel des Projektes ist, ein unkommerzielles und selbstverwaltetes Kunst- und Kulturzentrum einzurichten. „Für eine alternative Szene gibt es neben der etablierten Kunst einfach nicht genügend Platz“, so Michael Walter, Pressesprecher von „Faites votre jeu!“. Etliche Versuche, bezahlbare Räumlichkeiten zu finden und in Frankfurt Fuß zu fassen, scheiterten. So sah man sich gezwungen, zu illegalen Mitteln zu greifen. Am 3. August, nach monatelanger Planung, war es dann soweit: Eine Besetzungsparty wurde veranstaltet, hundertfünfzig Leute feierten mit. Und die Stadt reagierte mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch. Doch das Projekt findet großen Zuspruch, viele solidarisieren sich mit „Faites votre jeu!“. Daher wurde mittlerweile eine Duldung im Haus bis Januar 2009 bewilligt. Aber wie soll es danach weitergehen? „Das wissen wir auch noch nicht so genau“, sagt Walter. Für den Moment gibt es jedenfalls genug zu tun: Das Gebäude wird mit Hilfe von freiwilligen Arbeitern und Spenden renoviert, das Programm für die nächsten Wochen erstellt. „Faites votre jeu!“, fordert übrigens der Croupier beim Roulette die Spieler dazu auf, ihre Einsätze zu tätigen. Macht euer Spiel, geht euren eigenen Weg – so lautet auch das Motto der Initiative. Ob sich ihre Bemühungen langfristig bezahlt machen, wird sich im nächsten Jahr zeigen.

STUZ – STADT LAND CAMPUS, No. 104, September 2008
von Judith Drokur

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