Diese Woche wird sicherlich spannend. Machtspielchen und Vertreiberei, wo man hinsieht. Nach der Sonntagswahl können etliche Sozialdemokraten voraussichtlich die Koffer im Landtag packen, die Flughafenausbaugegner im Kelsterbacher Wald bereiten sich auf die kommende Räumung vor und auch für das JUZ in Bockenheim tickt die Uhr. Am 15. Januar soll die Initiative Faites votre jeu auf Wunsch des Bildungsdezernats das Gebäude wieder verlassen. Die Besetzer denken jedoch nicht daran, das Haus einfach aufzugeben.

Ganz im Gegenteil. Am Freitag eröffnete die Free Class FFM die Ausstellung »The Real Estate Show«. Studierende der Städelschule und der HfG Offenbach stellen noch bis zum 31.Januar ihre Exponate aus. Die Künstler haben hier in einem Mix aus Video-Beiträgen und Foto-Collagen sieben Projekte zusammengestellt, die jeweils auf ihre eigene besondere Art einen Bezug zu dem besetzten Gebäude haben. Ob Berichte über Hausbesetzungen in den USA von Martin Kirchner, Dan Starlings doppelbelichtete Foto-Prints, in denen Straßenbaustellen der Stadt mit Flyern aktueller »politischer Baustellen« überlagert werden oder gar die Idee von Jackie Tarquinio, die für die Initiative Land auf dem Mond erworben hat.

Zur Vernissage ist auch die für die Räumungsentscheidung zuständige grüne Dezernentin Jutta Ebeling eingeladen worden. Damit sie sich auch einmal selbst ein Bild von dem Projekt machen kann. Dies habe die Initiative bereits schon im August versucht. Außerdem wurde ihr explizit in einem Brief die Bereitschaft zum Gespräch und zur Kooperation angeboten. Leider war es fast schon klar, dass Frau Ebeling sich nicht in die Höhle des Löwen traut. Seit August steht das Angebot des JUZ – auch zur kürzlichen Eröffnung kam sie nicht.

Das Kunst- und Kulturprojekt in der Varrentrappstraße erfreut sich mittlerweile einer breiten Unterstützung und gerade die Bewohner des Stadtteil Bockenheims sehen das Gebäude als eine Bereicherung an. Unzählige Solidaritätsschreiben trafen bisher bei den Besetzern ein. Die Initiative Zukunft Bockenheim organisierte am Samstag einen Infostand, an dem Hunderte Postkarten unterschrieben wurden, die an die Stadtverordnetenversammlung gesandt werden sollen. Es wird sich nun zeigen ob Jutta Ebeling auf das Gesprächsangebot für den kommenden Mittwoch eingeht. Im schlimmsten Fall hat die Initiative nun zumindest die Möglichkeit sich auf den Mond zurückzuziehen, denn die Besitzurkunden über das Grundstück dort hängen schwarz auf weiß and der Wand im JUZ.

Journal Frankfurt – www.pflasterstrand.de, 12.01.2009
von Günther Michels

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