Juz wird noch nicht geräumt / Initiative will bleiben

Im Streit um die Besetzung des ehemaligen Jugendzentrums (Juz) an der Varrentrappstraße in Bockenheim setzt die Stadt weiterhin auf die Einsicht der Kulturinitiative »Faites votre jeu«, das Haus bald freiwillig zu verlassen.

Im Streit um die Besetzung des ehemaligen Jugendzentrums (Juz) an der Varrentrappstraße in Bockenheim setzt die Stadt weiterhin auf die Einsicht der Kulturinitiative „Faites votre jeu“, das Haus bald freiwillig zu verlassen. Die von der Stadt gesetzte Frist ist gestern Nacht zwar abgelaufen. Wie aus dem Büro von Bürgermeisterin Jutta Ebeling (Die Grünen) zu hören war, werde man das Gebäude aber nicht umgehend räumen lassen, sondern den Besetzern noch »ein wenig Bedenkzeit« geben.

»Wir gehen davon aus, dass die jungen Leute einsehen, wie dringend die Schule für Mode und Bekleidung diese Räume braucht«, sagte Ebelings Referent, Rüdiger Niemann. Seiner Ansicht nach ist es vermessen, die Besetzung des ehemaligen Juz mit den Hausbesetzungen der Achtundsechziger-Generation zu vergleichen. Damals habe es sich um Immobilien von Spekulanten gehandelt, heute gehe es um ein Gebäude der Stadt, das für Bildungszwecke genutzt werden solle.

Dass die Kulturinitiative, die das Haus seit August als Atelier und Ausstellungsort nutzt, das besetzte Domizil in nächster Zeit freiwillig verlassen wird, ist jedoch unwahrscheinlich. »Wir sind weiterhin entschlossen zu bleiben«, sagte Matthias Schneider, Sprecher der Initiative, auf Anfrage. Einen Auszug erwäge die Gruppe allenfalls, wenn sie ein attraktives Ersatzobjekt angeboten bekomme.

»Wir haben, wie hoffentlich auch das Bildungsdezernat, ein Interesse an einer friedlichen Lösung und sind immer noch gern bereit, ein Gespräch mit Frau Ebeling zu führen«, so Schneider. Nach Angaben Niemanns prüft die Stadt derzeit ein Objekt, das möglicherweise in Frage kommt. Darüber hinaus hätten die Kulturschaffenden auch selbst die Möglichkeit, nach neuen Räumen zu suchen. Das Kulturdezernat biete sogar Hilfe an. Unterdessen appelliert auch der Leiter der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode, Malte Lütjens, an die Besetzer, das Haus freizugeben. Er könne die Belange der jungen Leute zwar verstehen, »aber dennoch brauchen wir diese Fläche für die Verwaltung und für unsere Sozialpädagogen, die derzeit im Keller untergebracht sind«, sagte er. Der Umbau sei schon im vergangenen Jahr beschlossen worden; nun wolle man sich auch darauf verlassen können, die Räume zu nutzen. isk.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2009

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