Modeschule zeigt Solidarität mit Hausbesetzern, beharrt aber auf Ausbauplänen

Nein, sagt Theresa Beuscher, sie habe nichts gegen die jungen Leute, die seit August das ehemalige Jugendzentrum Bockenheim an der Varrentrappstraße besetzt halten. Die Idee, die Räume als Kunst- und Kulturzentrum zu nutzen, sei „interessant und gut“, sagt die Sprecherin der Schülervertretung (SV) der Frankfurter Schule für Mode- und Bekleidung. Nur seien die Räume im früheren Juz eben ihrer Schule versprochen worden, „und wir brauchen sie wirklich“, betont Beuscher.

Viel ist in den vergangenen Wochen berichtet worden über das besetzte Haus an der Varrentrappstraße – doch so gut wie nie aus der Perspektive der benachbarten Berufsschule. Das findet zumindest Schulleiter Malte Lütjens. So hat er am Montag die Presse in seine Schule gebeten, um klar zu machen, „dass wir uns nicht gegen die derzeitigen Nutzer ausspielen lassen wollen“, dass aber die Schule auf den Erweiterungsbau angewiesen sei. Unbedingt.

Neun Räume für die Schul-Verwaltung sollen in dem seit sieben Jahren leer stehenen Haus Varrentrappstraße 38 geschaffen werden. Das Gebäude grenzt an den Pausenhof der Modeschule an. In den beiden anderen Bauten der Schule entstünde so Platz für weitere Klassenräume.

Derzeit werde sogar die Aula als Klassenraum genutzt, beklagt SV-Vertreterin Esra Rojda Urun. Kaum eine Klasse habe einen festen Unterrichtsraum. Außerdem könnte in das Hauptgebäude ein Aufzug eingebaut werden, wenn durch den Wegzug der Verwaltung Platz geschaffen wird. „Dann könnten wir die Schule endlich behindertengerecht umbauen lassen“, sagt Schulleiter Lütjens.

Im März 2007 hatte die Stadt Geld für die Sanierung des Gebäudes in den Haushalt eingestellt. Seitdem sei klar gewesen, dass die Schule das einstige Jugendzentrum nutzen soll. Als Datum für den Einzug sei der Sommer 2010 vorgesehen, erklärt Lütjens.

Die Argumentation der Besetzer, für die Schule lasse sich leicht ein anderes Gebäude im Stadtteil finden, können Lütjens und seine Kollegen nicht nachvollziehen. Eine Dependance sei mit großen Nachteilen verbunden, sagt Personalrätin Anne Reich. Die Schule habe bereits eine Zweigstelle in Höchst. Oft müssten die Lehrer hin- und herfahren, dabei gehe viel Zeit verloren, sagt Reich.

Nora Wildner von der Hausbesetzer-Initiative „Faites votre jeu“ hält diese Bedenken hingegen für „Luxusprobleme“. Auch sie habe als Schülerin in mehreren Gebäuden Unterricht gehabt, erinnert sie sich, „und an der Uni muss man oft den Campus wechseln“.

Am heutigen Dienstag treffen sich die Hausbesetzer mit Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne). Als Mediator wird Pädagogik-Professor Micha Brumlik dabei sein. Dabei will Ebeling der Initiative ein anderes Domizil anbieten. „Wir sind gesprächsbereit, erwarten aber eine angemessene Liegenschaft“, sagt Nora Wildner.

Schuldirektor Lütjens betont, die Schule habe an einer gewaltsamen Räumung des Jugendzentrums kein Interesse.

Zum Kommentar

Frankfurter Rundschau, 27.01.2009 (download pdf)
Von Georg Leppert

Vorheriger ArtikelIn der Zwickmühle
Nächster ArtikelEbeling präsentiert Besetzern Alternative