Sieht man von der wenig anheimelnden Vergangenheit des Baus ab, so besitzt die Stadt mit dem alten Polizeigewahrsam eine so sehenswerte wie spannende Immobilie, die förmlich nach einer öffentlichen oder quasi-öffentlichen Nutzung schreit.

»Faites votre jeu« prüft Klapperfeld als Domizil

Im Streit um das besetzte Haus in der Varrentrappstraße 38 rückt eine Lösung näher. Die Kulturinitiative »Faites votre jeu« steht dem Angebot, das Gebäude zu verlassen und ins ehemalige Polizeigewahrsam an der Klapperfeldstraße zu ziehen, grundsätzlich offen gegenüber, sagte der Sprecher der Gruppe, Matthias Schneider. Es gebe aber noch einige Fragen zu klären. Bis Ende nächster Woche muss sich die Initiative entscheiden, ob sie das Angebot annimmt. Die Stadt hatte den Künstlern, die das ehemalige Jugendzentrum Bockenheim seit August besetzt halten, amDienstag das Klapperfeld vorgeschlagen. Die Miete soll nur symbolischer Natur sein, die Stadt könnte sich etwa einen Zuschuss zu den Heizkosten vorstellen. Der Mietvertrag hätte eine Laufzeit von zwei Jahren.

Die Initiative nehme »positiv zur Kenntnis«, dass Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne) nun zu Verhandlungen bereit sei, teilte »Faites votre jeu« mit. Zu verdanken sei das auch dem Engagement des Pädagogik-Professors Micha Brumlik, der in dem Streit zwischen Stadt und Besetzern als Mediator fungiert. Eine Entscheidung sei aber erst möglich, wenn sich mehr Mitglieder der Gruppe das Klapperfeld angesehen hätten, sagte Schneider. Am Dienstagabend hatte sich nur eine Delegation der Initiative das Klapperfeld angeschaut.Amheutigen Donnerstag (16 Uhr) und am Samstag (15 Uhr) soll es öffentliche Besichtigungstermine geben.

Sorgen bereitet »Faites votre jeu« die kurze Laufzeit des Mietvertrages. Die Initiative befürchtet, dass die Stadt das Gebäude danach ans Land Hessen verkauft, das vor zwei Jahren einmal geplant hatte, an der Konstablerwache ein Justizzentrum zu errichten. „Dann hätten wir viel in die Sanierung des Hauses gesteckt und stünden wieder auf der Straße“, sagte Schneider. Einer Einigung mit der Stadt stehe zudem noch die Strafanzeige gegen die Hausbesetzer im Weg. Das Bildungsdezernat hatte imAugust Anzeige erstattet, nachdem die jungen Leute im Anschluss an eine Party in das ehemalige Jugendzentrum eingezogen waren. Hintergrund ist, dass das Gebäude der benachbarten Schule für Mode und Bekleidung als Erweiterungsbau versprochen ist. Die Stadt werde die Anzeige jedoch zurückziehen, wenn die Initiative das Angebot annimmt und in den nächsten Wochen ins Klapperfeld zieht, sagte Ebelings Referent Michael Damian.

Das Bildungsdezernat bewertet die Gespräche mit den Hausbesetzern als »konstruktiv«. Eine andere Lösung als den Umzug der Gruppe ins Klapperfeld sieht Jutta Ebeling allerdings nicht mehr. Ein weiteres Angebot an die Besetzer werde es jedenfalls nicht geben, ließ sie mitteilen.


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Frankfurter Rundschau, 29.01.2009
Von Georg Leppert

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