Juz-Besetzer akzeptieren Knast-Alternative

Sie haben sich Zeit gelassen. Bis zum letzten Tag der Frist, die ihnen die Stadt eingeräumt hatte. Am Freitag aber teilten die Hausbesetzer von „Faites votre jeu“ mit: „Unsere Initiative ist zum Umzug bereit.“ Vom 1. März an wird die Gruppe junger Künstler das ehemalige Gefängnis an der Klapperfeldstraße nutzen. Ins frühere Jugendzentrum Bockenheim an der Varrentrappstraße kann wie geplant die benachbarte Modeschule einziehen. Sie wird dort ihre Verwaltung unterbringen.

Nächtelang hatten die Besetzer in dieser Woche darüber diskutiert, ob sie das Angebot der Stadt annehmen und ins Klapperfeld ziehen. Richtig glücklich klangen sie auch am Freitag nicht. „Wir haben größte Bedenken, in einen Bau umzuziehen, in dem die Gestapo gefoltert und gemordet hat und der trotz der NS-Vergangenheit noch bis vor wenigen Jahren zur Inhaftierung von Flüchtlingen genutzt wurde“, sagte die Sprecherin von „Faites votre jeu“, Nora Wildner. Nötig sei eine umfassende Auseinandersetzung mit der Geschichte des Hauses, erklärte Matthias Schneider, der sich ebenfalls in der Initiative engagiert.

Die Vereinbarung zwischen der Stadt und „Faites votre jeu“ sieht vor, dass die Hausbesetzer das Erdgeschoss, den Keller und den Innenhof des Klapperfeldes nutzen können. Der Vertrag läuft über zwei Jahre. Er verlängert sich, sofern die Stadt Eigentümerin des Gebäudes bleibt – was nicht sicher ist. Das Land Hessen hat ein Auge aufs Klapperfeld geworfen. Möglicherweise soll das Gebäude in ein Justizzentrum an der Konstablerwache integriert werden.

Als Mediator im Streit zwischen dem Bildungsdezernat und „Faites votre jeu“ hatte der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik fungiert. Er zeigte sich mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden. Das Angebot des Dezernats nannte er „generös“.

In den nächsten Tagen wird die Stadt auf ihre Kosten die Heizungsanlage im Klapperfeld sanieren. Noch vor dem Sommer soll dann der Umbau des Jugendzentrums Bockenheim beginnen, sagte Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne). Die Gedenktafel für Günter Sare, der im September 1985 bei einer Demonstration von einem Wasserwerfer überrollt und getötet wurde, soll auf Wunsch der Hausbesetzer an der Fassade hängen bleiben.

Frankfurter Rundschau, 07.02.2009
Von Georg Leppert

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