Im Klapperfeld (Foto: FR/Müller)

Die Künstlerinitiative »Faites votre jeu« darf auf eine Zukunft im Klapperfeld hoffen. So mancher will die aktiven Antifaschisten aus dem alten Bau in der Frankfurter Innenstadt raushaben. Die Gründe dafür aber vertragen kaum das Tageslicht.

Maja Koster hat viel zu tun in diesen Tagen. Die Mitarbeiterin der Künstlerinitiative im Klapperfeld wirbt für die Vernissage am Sonntag, während das Team letzte Hand an die Exponate legt. Gleichzeitig muss sich die Gruppe, die sich »Faites votre jeu« nennt, schon auf Verhandlungen mit ihrem Vermieter vorbereiten.
Die Künstler haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte ihres Domizils, des einstigen Gestapo-Knasts an der Klapperfeldstraße zu erforschen. Sie interviewten Hinterbliebene der Häftlinge, die während der NS-Zeit dort einsaßen. Die daraus entstandene Ausstellung klärt auf über die Entstehung des Baus, die Geschichte der Inhaftierten und den Tagesablauf im Gefängnis. Daneben zeigt der Studienkreis Deutscher Widerstand seine Wanderausstellung über die Haftbedingungen von Frauen in Konzentrationslagern.

Unterdessen zeichnet sich im Streit um die Zukunft des Gebäudes eine Lösung zugunsten der Kulturinitiative ab. Das Bildungsdezernat gibt grünes Licht für eine Vertragsverlängerung im nächsten Jahr. »Ich sehe überhaupt keinen Anlass, die Nutzung des Gebäudes neu zu verhandeln«, sagte Irene Katheeb, Referentin von Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne). Da bisher keinerlei Beschlüsse und Pläne für eine anderweitige Nutzung vorlägen, könne der Bau weiterhin durch »Faites votre jeu« genutzt werden.

Keine andere Nutzung

In den vergangenen Monaten war immer wieder über einen Auszug von »Faites votre jeu« spekuliert worden. Der Überlassungsvertrag mit der Stadt muss im März neu verhandelt werden, es gab Forderungen, das Gebäude anderweitig zu nutzen. So hatte die SPD im Ortsbeirat 1 angeregt, dort ein Kriminalmuseum einzurichten. Die Freien Wähler indes kritisierten, dass eine Initiative »aus dem linksextremen Milieu« ein öffentliches Gebäude nutze.

Dagegen hatten die jungen Leute sich deutlich geäußert. »Die Stadt muss akzeptieren, dass die historisch-politische Auseinandersetzung weitergehen wird«, sagte Maja Koster. Die Geschichte des Hauses sei zu vielschichtig für ein Kriminalmuseum. Außerdem stehe das Gebäude seit Jahren leer, so dass es genug Zeit für andere Pläne gegeben habe.

Erstmals hatte »Faites votre jeu« vor zwei Jahren auf sich aufmerksam gemacht. Nach einer Party besetzten die jungen Leute das ehemalige Jugendzentrum Bockenheim an der Varrentrappstraße. Es folgten harte Verhandlungen mit der Stadt – das Gebäude war einer benachbarten Berufsschule als Erweiterungsbau versprochen worden. Schließlich machte Bildungsdezernentin Ebeling den Vorschlag, die Initiative könne das ehemalige Gefängnis am Klapperfeld nutzen.

Ausstellung

Gestapo-Gefängnis, Kerker für inhaftierte Nazigrößen, Abschiebeknast – das Haus am Klapperfeld hat eine wechselvolle Geschichte, die bisher wenig erforscht ist. Wie der Bau entstand, wer hier inhaftiert war und wie der Gefängnisalltag aussah, davon berichtet von Sonntag, 19. September, um 15 Uhr an ein neuer Abschnitt der Ausstellung, die „Faites votre jeu“ erstellt hat. Ein Team von Schülern, Studenten und Künstlern recherchierte in den Archiven der Stadt und sprach mit Zeitzeugen und Hinterbliebenen.

Die Sonderausstellung erzählt von politisch verfolgten Frauen, die in den Konzentrationslagern der Nazis Widerstand leisteten. Der Studienkreis Widerstand und die Lagergemeinschaft Ravensbrück zeigen spektakuläre Exponate: von Waren aus den Lagerfabriken bis zu Alltagsgegenständen, die sich die Häftlinge heimlich herstellten.

Zu sehen ist die Ausstellung im Klapperfeld, Klapperfeldstraße 5, bis 31. Oktober: dienstags von 16 bis 19, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. (prjp)

Frankfurter Rundschau, 14.09.2010
Von Jochen Pioch und Georg Leppert

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