Zeitzeugen erzählen in Interviews über ihre Erlebnisse im ehemaligen Polizeigewahrsam. Foto: Weis

Sonderschau im ehemaligen Polizeigefängnis erinnert an die schrecklichen Schicksale von 51 Frauen

Innenstadt. Das »Klapperfeld« im Gerichtsviertel war in seiner Geschichte schon Polizeigewahrsam, Teil des NS-Unterdrückungssytems und Entnazifizierungslager. Die Initiative »Faites votre jeu!«, seit einem Jahr im Klapperfeld ansässig, erweitert jetzt die Dauerausstellung zur Geschichte des Gefängnisses.
Vom 19. September bis 31. Oktober geht es dabei um Frauen im Konzentrationslager. Schwerpunkt sind die Lager Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück.

Hanna Elling, die als Widerstandskämpferin im KZ Moringen eingesperrt war, hat die Dauerausstellung mit Unterstützung der Lagergemeinschaft Ravensbrück erarbeitet. Inzwischen überarbeitet und künstlerisch und inhaltlich neu gestaltet, bleibt die Ausstellung doch Dokument der engen Zusammenarbeit von Überlebenden, deren Angehörigen und Forschern, die gemeinsam dem Vergessen entgegenwirken wollen. Fotos, Dokumente und Erzählungen verleihen der Ausstellung etwas persönliches. Nicht nur die Haftzeit wird beschrieben, sondern auch deren Vorgeschichte und Folgen für die Frauen.

Die Ausstellung stellt auf 22 Tafeln die Biographien von 51 Frauen vor, die in der NS-Zeit aus rassistischen, politischen, weltanschaulichen, religiösen und sozialen Gründen verfolgt wurden. Einen weiteren Zugang ermöglichen Lesemappen. Sie beschäftigen sich mit dem Widerstehen unter den Extrembedingungen der Konzentrationslager, mit medizinischen Experimenten an Frauen, mit der Situation von Kindern und Jugendlichen in Ravensbrück, mit der weitgehend tabuisierten Frage der Zwangsprostitution, mit der »Topographie des Terrors«, mit Tätern und mit der Befreiung von Ravensbrück.

In Vitrinen können Handarbeiten und Gegenstände, die in Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück gefertigt wurden, betrachtet werden. Die Ausstellung ist eine Leihgabe des »Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 – 1945 e.V.«: www.studienkreis-widerstand-1933-45.de

Neben dieser eingekauften Ausstellung haben die Akteure des Vereins »Faitres votre jeu!« auch eigene Forschungen zum »Klapperfeld« angestellt. Diese Arbeiten werden in der neuen, erweiterten Dauerausstellung gezeigt. Dabei geht es in die Zeit der Gründung des Gefängnisses Ende des 19. Jahrhunderts, als sich zugleich die Auffassungen in der Geselschaft beträchtlich änderten, was Haft und Häftlinge betrifft. In einem weiteren Teil der Ausstellung wird die Geschichte des »Klapperfelds« in der Weimarer Republik behandelt.

Die Rolle des Polizeigefängnisses während des Nationalsozialismus stellt aber auch weiterhin den Kern der Dauerausstellung dar. Im »Klapperfeld« wurden in dieser Zeit zahlreiche Nazi-Gegner inhaftiert, gefoltert und von dort aus in verschiedene Konzentrationslager oder in andere Gefängnisse verschleppt. Einen neu hinzugekommenen Aspekt der Dauerausstellung stellt die Nutzung des »Klapperfelds« durch die US-Army während der Entnazifizierung dar.

Die Ausstellung zeigt anhand von Tafeln, Fotografien, videografischen Interviews mit Zeitzeugen, Kurzbiografien und zeitgenössischen Dokumenten die bisherigen Ergebnisse der Recherche des Arbeitskreises Geschichte von »Faites votre jeu!«

19. September bis 31. Oktober 2010: Frauen im Konzentrationslager 1933 – 1945. Moringen – Lichtenburg – Ravensbrück. Die Ausstellungen werden am Sonntag, 19. September um 15 Uhr vom Arbeitskreis Geschichte eröffnet. Die Termine und Themen der Begleitveranstaltungen finden sich auf der Website: www.klapperfeld.de.

Öffnungszeiten: dienstags 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 15 bis 18 Uhr. Schulkassen und Gruppen können einen Termin vereinbaren. Telefon: 0163 9401683. red

Frankfurter Neue Presse, 14.09.2010

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