Foto: Faites votre jeu

Die Wanderausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« macht im ehemaligen Abschiebegefängnis Klapperfeld Station. Gezeigt werden die Umstände, unter denen Asylbewerber in Deutschland leben.

Nassfeuchter Geruch, von der Zeit zerfressenes, metallenes Interieur und eingeritzte Inschriften in den schweren Eisentüren der leeren Zellen – die Insignien der Insassen lassen vermuten wie ein Aufenthalt in dem ehemaligen Abschiebeknast Klapperfeld gewesen sein muss. Wenn man die Ausstellungsräume und verlassenen Gefängniszellen im zweiten Stock betritt, kann man kaum glauben, dass hier bis 2003 noch Menschen inhaftiert waren.

Die Dokumentation im Klapperfeld an der Konstablerwache zeigt die Umstände unter denen Flüchtlinge und Asylbewerber während ihres Aufenthalts und der sich oftmals anschließenden Abschiebehaft in Deutschland leben. Die Ausstellung stammt aus Berlin, die Fälle spielen in Brandenburg – jetzt macht die Schau Station in Frankfurt.

In zwei ehemaligen Sammelzellen des Gefängnisses zeigt »Faites votre jeu«, in einer begehbaren Installation aus Infowänden, Architekturmodellen, Audio- und Videofeatures, Material über den Alltag von Flüchtlingen in Deutschland. Die Auflagen der Bundesregierung verbietet es mit Hilfe der sog. »Residenzpflicht« Menschen im Asylverfahren oder mit dem Status »Duldung« den jeweiligen Landkreis oder das Bundesland zu verlassen. »Unabhängig davon, ob sie die Vorgaben verstehen oder nachvollziehen können, machen sich die Asylbewerber mit der Übertretung einer Grenze strafbar und können somit neben Bußgeldern unverzüglich inhaftiert oder abgeschoben werden«, berichtet Steffen Pflüger von der Gruppe »No Borders Ffm«.

In den einzelnen Stationen der Ausstellung melden sich auch Betroffene via Audio- und Videofeatures selbst zu Wort und berichten von den Erfahrungen, die sie während ihres Aufenthalts in Deutschland machen mussten.

Die Ausstellung beschreibt dabei den Weg der Flüchtlinge vom Moment der Einreise in die Bundesrepublik bis hin zur häufig unumgänglichen Abschiebehaft. »Ein System mit kompliziertes Anträgen, Beschränkungen, Nachweisen, Anhörungen und Verfügungen macht es den Flüchtlingen, die oftmals nur ihrer eigenen Muttersprache mächtig, nahezu unmöglich zu verstehen, auf was sie sich da eingelassen haben«, erzählt Maja Kloster von Faites votre jeu.

Die Authentizität des Gebäudes setzt die Ausstellung besonders in Szene, da Betroffenen noch bis vor wenigen Jahren genau in diesen Zellen desselben Stockwerks gesessen haben. »Die Ausstellung zeigt keine längst vergangenen bedauernswerten Einzelfälle vielmehr führt sie vor Augen unter welchen miserablen Bedingung en die Menschen während ihrer Zeit als Asylbewerber in Deutschland leben müssen«, so Steffen Pflüger.

»Wir wollen mit dieser Ausstellung in diesem Gebäude Aufklärung betreiben. Wir sind froh, dass wir nun auch eine Ausstellung bei uns zu Gast haben, die einen Bezug zum jüngeren Teil der Geschichte des Klapperfelds herstellt«, so Maja Kloster.

Neben der Ausstellung, die am 5. Februar eröffnet wird, soll mit Filmen und Vorträgen das Thema Asylpolitik vertieft werden.

Residenzpflicht – Invisible Borders, Ausstellung im Klapperfeld 5, Frankfurt, Eröffnung: 5.2., 15 Uhr, Öffnungszeiten: 6.-24. Februar, Di+Do 17-20, Mi 10-13, Sa-So 15-18 Uhr, Eintritt frei
Homepage: www.klapperfeld.de

www.journal-frankfurt.de, 03.02.2011
Von Franziska Jung

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