Das frühere Polizeigefängnis Klapperfeld hatte nach Auffassung der Initiative »Faites votre jeu« im Nationalsozialismus eine »noch viel zentralere Rolle als bisher angenommen«. Das zeigten verschwunden geglaubte Deportationslisten, die die Initiative beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen ausfindig gemacht habe. Die Listen belegten Deportationen von mehr als 3300 Menschen von Februar 1943 bis Juli 1944 sowie für den August 1942. Viele Juden, politische Gefangene und Zwangsarbeiter seien von dem Gefängnis aus deportiert worden. Imke Kurz von »Faites votre jeu« sagte, die Tatsache, dass die mehr als 3300 Inhaftierten in nur 19 Monaten direkt aus der Innenstadt in Lager und Gefängnisse deportiert worden seien, »eröffnet einen bisher noch weitestgehend unbekannten Blick auf die Frankfurter NS-Geschichte im Allgemeinen und die Funktion der Polizei während des Nationalsozialismus im Besonderen«.

Michael Lenarz vom Jüdischen Museum äußerte auf Anfrage Zweifel, dass die Deportation von mehr als 3300 Menschen bisher tatsächlich unbekannt geblieben sei. Allerdings könnten nun noch mehr Einzelschicksale aufgeklärt werden, von denen nichts oder nur wenig bekannt gewesen sei. Das Anliegen der Initiative, das Gefängnis als Teil des nationalsozialistischen Verfolgungsapparats bekannter zu machen, sei wichtig. toe.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2011

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