CSD in Frankfurt

Politische Alternative zum Cristopher-Street-Day: Die transuniversale Feier im Klapperfeld.

Ein bisschen skeptisch sind die beiden Frauen dann doch. Ihren Armbändchen in Regenbogenfarben nach zu urteilen, sind sie gerade von der Christopher-Street-Day-Feier an der Konstablerwache gekommen. Nur ein paar hundert Meter entfernt von dort, in der Klapperfeldstraße, stehen sie nun im Hof eines ehemaligen Gefängnisses, der mit bunten Pappmaché-Früchten, riesigen Luftballons und Glitzertroddeln geschmückt ist.

„Wollt Ihr ein bisschen mehr darüber wissen, was das hier ist?“, fragt eine Person, die zwischen Stapeln von Flugblättern, Büchern und Plakaten am Eingang sitzt und an einem bunten Getränk mit Cocktail-Schirmchen nippt. Auf ihr T-Shirt hat sie mit Glitzerfolie „Stonewall was a riot, not a parade“ geklebt – und damit beginnt auch ihr kurzer Vortrag über die hiesige Veranstaltung, der die Organisatorinnen den Namen „Transuniversaler CSD“ gegeben haben. „Wir wollen eine politische Alternative zum regulären CSD sein“, erklärt die Person, die weder ihren Namen noch ihr Geschlecht verraten möchte.

Der reguläre Christopher Street Day sei einigen Frankfurter Initiativen und Gruppen zum einen zu kommerziell gewesen, zum anderen hätten diese sich mit einigen Parteien und Organisationen, die sich am „großen“ CSD beteiligen, nun so gar nicht identifizieren können. „Wir wollen keine Gegenveranstaltung zum herkömmlichen CSD sein, sondern eher eine Ergänzung“, betont die Person am Infostand.

Mit dem Klapperfeld-Gefängnis haben die Organisatorinnen, zu denen das Autonome Frauen-Lesben-Referat und der Frauenrat der Goethe-Uni sowie das „Café ExZess“ und einige andere Gruppen zählen, einen Ort gewählt, der für die Devianten, also Stigmatisierten und Ausgegrenzten der Gesellschaft, angelegt ist. Sie haben den Hof nach ihren Vorstellungen umgestaltet. Neben dem opulenten Glitzer- und Früchte-Schmuck gibt es auch Unisex-Toiletten, damit niemand gezwungen ist, sich einem Geschlecht zuzuordnen.

Außerdem fungiert ein sogenanntes Awareness-Team als Ansprechpartner, falls es doch einmal zu diskriminierenden Anmerkungen aufgrund von Hautfarbe, Geschlechtszugehörigkeit oder anderen Merkmalen kommen sollte. Nach diversen Workshops und einem feministischen Stadtspaziergang ziehen die vielen hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer des transuniversalen CSD dann zu Konzert und Party in den Keller des Klapperfeld-Gefängnisses um. Denn, wie auf einem anderen T-Shirt zu lesen ist: „If I can’t dance, it’s not my revolution.“


Frankfurter Rundschau, 20.07.2014
Von János Erkens

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