Der ehemalige Klapperfeld-Knast. (Foto: FR/Müller)

Selbstverwaltete kulturelle Zentren

Der Kulturausschuss verteidigt selbstverwaltete kulturelle Zentren in Frankfurt. Die FDP, die das Exzess und das Klapperfeld in einen Zusammenhang mit den G20-Krawallen brachte, ist mit ihrem Antrag isoliert.

Einhellig hat sich der Kulturausschuss im Römer am Donnerstagabend hinter die selbstverwalteten kulturellen Zentren in Frankfurt gestellt. Verbale Prügel bezog geradezu die FDP, die in einem Antrag das Exzess an der Leipziger Straße und das Klapperfeld im Gerichtsviertel in einen Zusammenhang mit gewalttätigen Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg gebracht hatte.

Künstler waren eigens in den Ausschuss gekommen, um die Arbeit der beiden Zentren zu verteidigen. Jan Deck, Geschäftsführer des Landesverbandes Freie Professionelle Künste, nannte es „eine Denunziation“, die Dramatische Bühne mit Gewalttaten in Verbindung zu bringen. Die Dramatische Bühne als freies Theaterensemble nutzt das Exzess als Spielort. „Es gibt hier schräge Varianten von Klassikern vor einem sehr bürgerlichen Publikum“, so Deck. Die Gruppe „Faites Votre Jeu“ wiederum habe den ehemaligen Polizeigewahrsam Klapperfeld, „einen sehr eindrucksvollen Ort“, für Ausstellungen umgewidmet. Zu linksextremen Gewalttaten gebe es keinen Bezug. „Der Landesverband solidarisiert sich mit diesen selbstverwalteten Räumen, hoffentlich erleben wir in Zukunft nicht weitere Angriffe auf die Kulturfreiheit“, sagte Deck.

Kein Steuergeld für die Zentren

Linus Koenig, Leiter des Theaters „Landungsbrücken“, erklärte vor dem Ausschuss, bei dem Angriff auf die selbstverwalteten Zentren verbinde sich „sehr viel Meinung mit sehr wenig Ahnung“. Eine freie Regisseurin, die Anwohnerin des Exzess ist, würdigte die Bedeutung des Kulturzentrums bei der Integration vieler Geflüchteter. Politiker von CDU, SPD, Grünen und Linken verteidigten die Zentren. Thomas Dürbeck, kulturpolitischer Sprecher der CDU, nannte allerdings die intellektuelle Aufarbeitung des G 20-Gipfels durch linke Kulturgruppen „erbärmlich“.

Einzig der FDP-Stadtverordnete Uwe Schulz verteidigte den Antrag seiner Fraktion. Die FDP fordere, die Zentren nicht zu subventionieren. Tatsächlich bekommen sie gar kein Steuergeld. Nur die Dramatische Bühne erhält 50.000 Euro Zuschuss im Jahr von der Stadt.


Frankfurter Rundschau, 18.08.2017
Von Claus-Jürgen Göpfert

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