Im ehemaligen Stadtgefängnis Klapperfeld ist heute ein selbstverwaltetes Kulturzentrum untergebracht. (Foto: Monika Müller)

Kulturzentrum »Klapperfeld«

Hessens Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) besucht in der Nacht zusammen mit teils alkoholisierten Begleitern spontan das Kulturzentrum „Klapperfeld“ in Frankfurt. Doch er scheitert an der Tür.

Unerwarteter Besuch zu später Stunde: Der hessische Wissenschaftsminister und stellvertretende Kreisvorsitzende der Frankfurter CDU, Boris Rhein, hat am vergangenen Montagabend vergeblich versucht, das alternative Kulturzentrum „Klapperfeld“ zu besichtigen.

Wie ein Besucher des ehemaligen Polizeigefängnisses in der Klapperfeldstraße der Frankfurter Rundschau schilderte, habe gegen 22.40 Uhr auf einmal eine Gruppe von etwa zehn teils alkoholisierten Männern vor der Tür gestanden, „unentwegt geklingelt und an die Tür geklopft“ und offensiv Eintritt in das selbstverwaltete Zentrum gefordert. Der Wortführer der Gruppe, in dem er erst nach einer Weile den Wissenschaftsminister erkannt habe, habe lautstark darauf hingewiesen, dass die Arbeit des Klapperfelds aus öffentlichen Geldern gefördert werde und er und seine Begleiter daher Zugang erhalten müssten.

Minister auf Öffnungszeiten verwiesen

Wie der Besucher der FR weiter schilderte, habe er die Gruppe auf das Hausrecht der Initiative „Faites votre jeu!“ verwiesen, die das Klapperfeld bespielt – und auf die Öffnungszeiten des Hauses. Zu Rhein habe er gesagt, „dass es wie in jedem Verein auch hier gewisse Regeln gibt, an die selbst er sich halten muss“.

Der Pressesprecher des hessischen Wissenschaftsministeriums bestätigte der FR am Donnerstag, dass Rhein nach einem „normalen Abendessen mit Freunden“ zufällig am Klapperfeld vorbeigekommen sei. Weil dort noch Licht gebrannt und es in letzter Zeit viele Presseberichte über das Zentrum gegeben habe, sei die Idee entstanden, „sich die Örtlichkeiten mal anzusehen“. Weder Rhein noch seine Begleiter hätten die Absicht gehabt, „jemanden zu stören oder zu belästigen“. Nach einem kurzen Gespräch und einem Verweis auf die Öffnungszeiten des Klapperfelds sei die Situation beendet gewesen, sagt der Sprecher.

Maja Koster, eine Vertreterin der Initiative „Faites votre jeu!“, deutet den Vorfall dagegen als Teil eines „spürbaren Rechtsrucks“. Es stehe im Kontext zunehmender Angriffe auf alternative Projekte, „dass der hessische CDU-Minister für Wissenschaft und Kunst mit seinen Saufkumpanen vor dem Klapperfeld randaliert und dort anwesende Nutzer bedrängt und nötigt“.

Nach den Ausschreitungen während des G20-Gipfels in Hamburg war in Frankfurt eine Debatte um linke Zentren entbrannt, namentlich auch um das Klapperfeld. Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte das Zentrum als „Rückzugsraum für Linksextremisten und politisch motivierte Gewalttäter“ bezeichnet, die Frankfurter FDP hatte eine Schließung verlangt. Die Römerkoalition aus CDU, SPD und Grünen im Römer sieht dagegen im Moment keinen Anlass, am Überlassungsvertrag mit der Initiative „Faites votre jeu!“ etwas zu ändern.


Frankfurter Rundschau, 20.10.2017
Von Hanning Voigts und Joel Schmidt

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