Es ist viel Zeit vergangen und wir haben lange nichts von uns hören lassen. Das heißt aber nicht, dass sich nichts tut. Im Gegenteil: Parallel zu den notwendigen Renovierungsarbeiten findet ein intensiver Diskussionsprozess über die neue Situation, in der sich die Initiative seit dem Umzug ins »Klapperfeld« befindet, statt. Selbstverständlich beziehen wir dabei auch die Erfahrungen aus unserer Zeit in der Varrentrappstrasse mit ein.

Diese Entwicklung hat sich bereits vor dem Umzug abgezeichnet, spätestens mit Beginn der Verhandlungen um das Ersatzobjekt.
In der bürgerlichen Öffentlichkeit wurde dieser für uns selbstverständliche Prozess als »Selbstfindungsproblem« abgetan. Dass gerade aber kritische Reflexion und Selbstreflexion zu den Stärken unserer Strukturen zählen und wir uns dafür soviel Zeit nehmen wie wir brauchen, soll hier noch einmal betont werden.

Wie ist denn nun aber der Stand der Dinge?

Leider ziehen sich die Renovierungsarbeiten hin, was vor allem daran liegt, dass die von der Stadt zugesicherten grundsätzlichen Umbaumaßnahmen verzögert werden. Das führt wiederum dazu, dass wir immer noch nicht in jedem Raum Strom haben.

Offensichtlich waren wir doch ein wenig zu entgegenkommend gegenüber der Stadt. Wir sind schon vor dem vereinbarten Termin aus dem alten JUZ Bockenheim raus, in der Annahme das Ersatzobjekt wäre bezugsfertig, so wie es uns die Stadt zugesichert hatte.

Doch trotz dieser Schwierigkeiten wird im »Klapperfeld« fast täglich weiterrenoviert.

Erfreulich ist, dass sich sehr viele neue Leute dabei engagieren. »Faites votre jeu!« ist und bleibt auch nach dem Umzug ins »Klapperfeld« ein Magnet für Menschen, die Bock auf eine progressive Atmosphäre haben. Dass stärkt unsere Handlungsfähigkeit und ist Zeichen dafür, wie wichtig und nötig selbstverwaltete Räume sind.

So werden wir trotz des erkennbaren Versuchs von Seiten der Stadt die Initiative »Faites votre jeu!« in ein institutionalisiertes Korsett zu zwingen, mit unseren selbstbestimmten Strukturen die Aufgabe bewältigen, das ehemalige Gefängnis in unserem Interesse zu gestalten, um dort in den nächsten Jahren dann genau das zu tun, was wir für richtig halten.

Keine Sorge also, die Renovierungsarbeiten werden im Laufe der nächsten Wochen voranschreiten, so dass wir bereits im ganzen Juli Veranstaltungen durchführen werden.

Vor allem bei der intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte und Bedeutung des ehemaligen Gefängnisses zeigen sich jetzt schon erste Ergebnisse. Diese werden wir am 1. Juli für alle Interessierten präsentieren.

Dabei sollte klar sein, dass wir diese geschichtspolitische Auseinandersetzung nicht für die Stadt oder andere öffentliche Institutionen führen. Die von dieser Seite versäumte Aufarbeitung holen wir nicht einfach nach! Unser Anspruch ist es, keine Alibi-Funktion zu übernehmen, sondern den Opfern des Nationalsozialismus Raum zu geben. Wir sind in keinerlei Bringschuld nach außen, was unseren politischen oder kulturellen Output angeht, außer gegenüber den Menschen, die genau an diesem Ort manifestierter staatlicher Repression gelitten haben.

An dieser Stelle halten wir noch einmal fest, dass wir als Initiative eigentlich einen anderen Schwerpunkt gewählt hatten, als wir uns im August letzten Jahres das leerstehende alte JUZ Bockenheim aneigneten. Dass wir nun ausgerechnet in einem alten Knast unsere Vorstellungen von Selbstorganisation in die Tat umsetzen, erschwert unsere Arbeit. Auf der anderen Seite sehen wir den eigentlichen Charakter unserer Initiative in ihrem Handeln, weniger durch den Ort repräsentiert.

Wir haben weiterhin den Anspruch emanzipatorische Politik, kritische Bildung und kritische Kunst abseits von bürgerlichen Maßstäben zu machen. Weder Stadt, Medien oder Parteien haben etwas von uns zu erwarten, noch etwas zu fordern.

Kommt also vorbei und beteiligt euch!
Räume aneignen – selbstbestimmt denken und handeln!

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