Erweiterung der Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfeldes und Gastausstellung »Frauen im Konzentrationslager 1933 – 1945. Moringen – Lichtenburg – Ravensbrück«

Ende April letzten Jahres zog die Initiative »Faites votre jeu!« in das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld. Bereits im Juli 2009 präsentierte der Arbeitskreis Geschichte der Initiative erste Ergebnisse ihrer geschichtspolitischen Auseinandersetzung. Im August fand die Eröffnung des ersten Teils der Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds statt. Darüber hinaus waren immer wieder Referent_innen zu geschichtspolitischen Themen und Zeitzeug_innen in den Räumen von »Faites votre jeu!« zu Gast.

Neben einem »Ort der Erinnerung« ist das Klapperfeld auch zu einem wichtigen Zentrum für viele Menschen geworden. Die Räume werden für kritische politische, künstlerische und kulturelle Arbeit genutzt. Das Programm ist vielfältig und so besuchten im letzten Jahr nicht nur jüngere Menschen das ehemaligen Polizeigefängnis. Selbstverwaltet organisiert finden verschiedenste Veranstaltungen von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen über Ausstellungen, Lesungen und Theateraufführungen bis hin zu Barabenden und Konzerten statt.

Jetzt eröffnet der Arbeitskreis Geschichte am Sonntag, den 19. September 2010 um 15 Uhr die erweiterte Dauerausstellung zur Geschichte des Gebäudes. Den Kern stellt weiterhin die Rolle des Polizeigefängnisses während des Nationalsozialismus dar. Neu entstandene Ausstellungsteile richten den Blick zudem auf die Entstehung des Klapperfelds im 19.Jahrhundert, die Funktion des Gefängnisses in der Weimarer Republik und die Nutzung des Klapperfelds durch die US-Army während der Entnazifizierung.

Parallel dazu eröffnet für sechs Wochen auch die Wanderausstellung »Frauen im Konzentrationslager 1933 – 1945. Moringen – Lichtenburg – Ravensbrück« vom Studienkreis Deutscher Widerstand und der Lagergemeinschaft Ravensbrück. Diese zeichnet die Biografien von Frauen nach, die in Konzentrationslagern inhaftiert waren und legt einen besonderen Schwerpunkt auf den Widerstand der Gefangenen.

Maja Koster vom Arbeitskreis Geschichte dazu: »Bereits vor unserem Einzug haben wir betont, wie wichtig uns die Auseinander­setzung mit der über 100-jährigen Geschichte des Gefängnisses ist. Diese haben wir seit unserem Einzug kontinuierlich fortgeführt und freuen uns nun endlich die erste Erweiterung der Ausstellung präsentieren zu können.«

Im Hinblick auf die im Innenstadtkonzept des Stadtplanungsamtes formulierten Pläne, das Klapperfeld abreißen zu wollen, ergänzte sie: »In diesem Jahr machte sich ein Großteil des Frankfurter Stadtparlaments die Initiative des Rechtspopulisten Wolfgang Hübner zu eigen und beteiligte sich erstmals offiziell am sogenannten ›Bombengedenken‹ anlässlich der Bombardierung Frankfurts am 22. März 1944. Während die städtischen Verantwortlichen sich an nationalen Inszenierung der deutschen Geschichte beteiligen, beginnt im Rahmen des Innenstadtkonzepts die Planung zum Abriss des Klapperfelds. Es sind zwei Seiten der selben Medaille, die verdeutlichen, dass eine angemessene Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen auf städtischer Seite nicht zu finden ist.«

An die Adresse des Magistrats der Stadt Frankfurt gerichtet, der Ende des Jahres über das Innenstadtkonzept und damit über die Abrisspläne entscheiden soll, sagte sie abschließend: »Nachdem sich lange kaum ein Mensch für die Historie des Klapperfelds interessiert hatte, haben wir mit unserem Einzug in das Gebäude diese längst überfällige, kritische Auseinandersetzung begonnen. Unsere bereits über ein Jahr andauerten umfassenden Recherchen zeigen schon jetzt, dass das Klapperfeld während des NS für hunderte von Menschen Verfolgung, Folter und Mord bedeutete. Wir erwarten, dass der Magistrat den Abrissplänen eine klare Absage erteilt und sich für einen dauerhaften Erhalt des ehemaligen Polizeigefängnisses sowie für den Verbleib unserer Initiative in diesem ausspricht.«

Öffnungszeiten der Ausstellungen:

19. September bis 31. Oktober 2010:
Dienstag: 16 bis 19 Uhr | Samstag: 15 bis 18 Uhr | Sonntag: 15 bis 18 Uhr
Eintritt frei! Spenden erwünscht!

Anhang:

Faltblatt zu den Ausstellungen im Klapperfeld


Pressemitteilung als pdf: download

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