Wie wir hier bereits berichteten (1, 2), wurde im Juni in Darmstadt ein Haus in der Neckarstraße 5 besetzt. Die Besetzung erfolgte mit dem Ziel das leerstehende Haus als Wohnraum und Raum für Kultur und politische Arbeit zu nutzen. Leider musste das Gebäude aufgrund von polizeilicher Repression gegen die neuen Nutzer_innen des Hauses bereits am Tag nach der Besetzung aufgegeben werden. Dadurch haben sich die Darmstädter Besetzer_innen und ihre Unterstützer_innen jedoch nicht entmutigen lassen. So wurde am vorigen Freitag den 25. September in Darmstadt erneut ein Haus besetzt. Auch hier kommen Glückwünsche zu spät. Denn das Haus wurde bereits nach nur einem Tag mit polizeilicher Gewalt geräumt.

Beide Besetzungen gingen bewusst darüber hinaus lediglich Forderungen nach einem bis dato nicht existierenden selbstverwalteten Zentrum in Darmstadt zu formulieren und griffen die Frage nach der Verteilung und Verwaltung von Eigentum wie z.B.: Wohnraum in der Gesellschaft auf. Allein in Darmstadt steht derzeit etwa 10% des Wohnraums, der sich in städtischem Besitz befindet – ungenutzt leer. Dennoch beharrte die Stadtverwaltung gegenüber den Besetzer_innen darauf, dass sich kein Ersatzobjekt für ein besetztes Haus finden liesse.

Praktisch widerlegt wurde die Stadt, welche sich weigerte auf den Sachverhalt des Leerstandes ungenutzten Wohnraums in Darmstadt auf irgendeine Weise einzugehen, durch die Besetzung eines Hauses in der Heidelberger Straße 168 am letzten Freitag. Dieses wurde zuvor zur Unterbringung von Asylbewerber_innen genutzt und stand zuletzt leer. Es befindet sich im Besitz der Stadt Darmstadt.

Diese zeigte sich jedoch wiederholt nicht zu Verhandlungen mit den Besetzer_innen bereit. Sie forderte eine sofortige Räumung des Hauses. Gegen die Besetzer_innen wurden Strafanzeigen erlassen. Am folgenden Nachmittag umstellte ein Großaufgebot der Polizei das Haus in der Heidelberger Straße 168. Die Besetzer_innen beschlossen nicht freiwillig aufzugeben und verbarrikadierten sich im Gebäude. Der Polizei gelang es daraufhin erst nach einigen Stunden in das Haus einzubrechen und das Haus zu räumen. Im und vor dem Haus kam es dabei zu Schikanen und Übergriffen von Seiten der Polizeibeamt_innen auf Besetzer_innen und Unterstützer_innen. Den Besetzer_innen wurde nach ihrer Festnahme im Haus die Hände mit Kabelbindern gefesselt. Insgesamt wurden mehr als 40 Personen von der Polizei in Gewahrsam genommen und über mehrere Stunden lang festgehalten.

Auch dieses Mal haben die Besetzer_innen nicht vor die Räumung und darauf folgenden Repressalien einfach hinzunehmen. Bereits gestern, am 30. September hatten die Besetzer_innen zu einer ersten Demo gegen die Räumung der Hausbesetzung in der Heidelberger Straße 148 aufgerufen. An dieser beteiligten sich etwas mehr als 100 Menschen.

Wir als Initiative ›Faites votre jeu!‹ wollen unseren Darmstädter Freund_innen an dieser Stelle wünschen, dass sie auch nach wiederholten Rückschlägen und verschärfter Repression weiterhin Kraft finden ihren Wunsch nach selbstbestimmt gestaltbaren Räumen zu verwirklichen.

Weiterhin rufen wir dazu auf, die Besetzer_innen auch ganz praktisch zu unterstützen: Wer es gestern nicht zur Demo nach Darmstadt geschafft haben sollte, hat am 16. Oktober noch einmal die Gelegenheit zum Support. Da findet in Darmstadt unter dem Motto »Linke Freiräume erkämpfen & verteidigen – Unsere Solidarität gegen eure Repression!« (Aufruf zur Demonstration und der Kampagne) eine Demonstration für selbstverwaltete Räume in Darmstadt und Bensheim statt. Weitere Infos dazu finden sich auf neckar5.blogsport.de.

Vorheriger ArtikelDienstag, 28. September 2010, 19 Uhr: Veranstaltung zum 25. Todestag von Günter Sare
Nächster ArtikelGegen die Masse, nicht die Messe