Die Comic-Reportage »Im Land der Frühaufsteher« der Berliner Künstlerin Paula Bulling erzählt in einprägsamen und kunstvollen Bildern über die Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen in Deutschland. Am Mittwoch, den 10. Oktober um 19 Uhr wird Paula Bulling im Rahmen der GegenBuchMasse ihr Comicdebüt in einer bebilderten Lesung gemeinsam mit dem Filmemacher Maman Salissou Oumarou vorstellen. Oumarou ist sowohl Protagonist des Buches als auch kritischer Begleiter seiner Entstehung gewesen. Im Anschluss an die Lesung wird die neue Sonderausstellung im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld eröffnet, die bis zum 28. Oktober die Original-Zeichnungen aus im »Land der Frühaufsteher« zeigt.
»Im Land der Frühaufsteher« ist eines der meist beachteten deutschen Graphic-Novel-Debüts des Jahres 2012. Paula Bulling hat im Laufe mehrerer Jahre die Flüchtlingspolitik in Sachsen-Anhalt in etlichen Gesprächen und ÂBegegnungen mit AsylÂbewerber_innen in Halle, Halberstadt und Möhlau (Wittenberg) dokumentiert. In sieben Kapiteln erzählt sie vom Leben in Asylbewerber_innenheimen, alltäglichem Rassismus, dem Tod eines Flüchtlings und auch von der Suche nach einer Âangemessenen erzählerischen Haltung als weiße Künstlerin. Um bewusst mit der Sprache der Geflüchteten umzugehen, überarbeitete sie den gesprochenen Text im Buch gemeinsam mit Noel Kaboré, der selbst als Figur vorkommt.
Zu ihrem Interesse befragt, sich mit Flüchtlingspolitik auseinanderzusetzen und dies in einem Comic umzusetzen sagte Paula Bulling: »Mich interessiert das Naheliegende. Flüchtlingspolitik wird direkt vor unserer Tür gemacht und gleichzeitig zeigt sich darin die ganze Verstricktheit und Brutalität der globalisierten Welt. Ich bin durch eine Reise nach Syrien und den Kontakt zu syrischen MenschenÂrechtsaktivist_innen, die in Deutschland Asyl suchen, mit dem Thema in Berührung gekommen. Das erste Flüchtlingsheim, das ich durch eine Initiative von The Voice Refugee Forum besucht habe, war Katzhütte in Thüringen. Die Zustände dort sind erschreckend, danach hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Dass aus der Beschäftigung damit ein Comic wird, hat sich erst nach und nach herauskristallisiert.«
Neben den Originalen werden in der Ausstellung einige von Paula Bullings Zeichnungen als großformatige Projektionen zu sehen sein. Darüber hinaus informieren Texttafeln über Hintergründe und die Künstlerin. Maja Koster von der Initiative »Faites votre jeu!«, die das Klapperfeld seit 2009 als selbstverwaltetes Zentrum betreibt, äußerte sich erfreut über die kommende Ausstellung mit Paula Bulling: »Wir freuen uns, dass die Originale aus ›Im Land der Frühaufsteher‹ im Klapperfeld erstmals öffentlich ausgestellt werden. Paulas Arbeit gibt einen ebenso eindrücklichen wie bedrückenden Einblick in die Lebenswirklichkeit von Asylbewerber_innen.«
Ergänzend zur Sonderausstellung haben die Besucher_innen außerdem die Möglichkeit, sich im zweiten Stock des Klapperfelds ein Bild von einem weiteren Aspekt der deutschen Asylpolitik zu machen: Das Klapperfeld wurde ab den 1980er Jahren bis zur Schließung 2003 auch als Abschiebeknast genutzt. Dazu Maja Koster: »Die durch den Staat illegalisierten Menschen waren jedoch – im Gegensatz zur sonstigen Nutzung als Gewahrsam in den letzten Jahrzehnten – nicht nur mehrere Stunden oder wenige Tage im Klapperfeld inhaftiert, sondern mitunter wesentlich länger. Sie mussten ihre Zeit unter miserablen Bedingungen in den viel zu kleinen und dunklen Zellen verbringen. Für die Betroffenen bedeutet die Abschiebung in der Regel den Weg in Armut, Verfolgung, Folter, Krieg oder gar den Tod.«
Sie warnte jedoch davor, die Zustände im Klapperfeld für einen Einzelfall zu halten: »In Flüchtlingslagern und Abschiebeknästen herrschen nach wie vor miserabelste Bedingungen. Diskriminierung, Illegalisierung, Kriminalisierung und Arbeitsverbote, die EinÂschränkung der Bewegungsfreiheit und die damit verbundene Isolation und nicht zuletzt die unmenschliche Abschiebepraxis sorgen in Deutschland für die systematische und konsequente Ausgrenzung der Flüchtlinge aus allen Lebensbereichen.«
Öffnungszeiten der Ausstellung »Im Land der Frühaufsteher:
11. bis 15. Oktober 2012 (während der Buchmesse)
täglich von 17 bis 20 Uhr
17. bis 28. Oktober 2012
Di.: 17 – 20 Uhr | Mi.: 10 – 13 Uhr | Sa. & So.: 15 – 18 Uhr
Eintritt frei, Spenden erwünscht!
Weitere Informationen zur Lesung und zur Ausstellung:
landderfruehaufsteher.klapperfeld.de
Weitere Informationen zum Comic:
www.avant-verlag.de/comic/im_land_der_fruehaufsteher
Kontakt: 0163 9401683 | moc.o1733920387ohay@1733920387uejer1733920387tovse1733920387tiaf1733920387
Anhang:
- Flyer zur Ausstellung
- Abbildungen zur freien Verwendung im Rahmen der Berichterstattung (Quellenangabe: Paula Bulling)
Pressemitteilung als pdf: download