Mit der Besetzung eines Jugendzentrums ging es 2008 mit der Gruppe los, ein Jahr später folgte der Umzug ins »Klapperfeld«-Gefängnis. Jetzt feiert »Faites votre jeu!« Geburtstag.

Ein Zusammenschluss junger Menschen, die sich unabhängig von bestehenden Institutionen über Kunst, Kultur und Politik austauschen können: das war die Grundidee von »Faites votre jeu!« und die entwickelt sich seit mittlerweile fünf Jahren in immer wechselnder Form. Die Initiative will in kein Raster passen, sie ist offen für Ideen und Veranstaltungen jeder Art und versucht die Organisationsstrukturen dabei so flach wie möglich zu halten. Der Anlass zur Gründung waren im August 2008 repressive Umstrukturierungen der Stadt. Ihnen wollten die Mitglieder ein selbstverwaltetes Zentrum entgegensetzen, das zunächst im leerstehenden Jugendzentrum Bockenheim gefunden schien. Die Stadt versuchte anfangs mit Räumungsdrohungen und Strafanzeigen gegen die Besetzung des Gebäudes vorzugehen. Nach andauernden Verhandlungen kam es zum Angebot eines Ersatzobjektes: dem ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld. Die erste Reaktion der Initiative war ablehnend. Maja Koster, aktiv bei »Faites votre jeu!«, erinnert sich an diese Zeit: »Während die Stadt ihr Angebot feierte und die regionale Presse bereits vermeldete ›Hausbesetzer müssen in den Knast‹, begannen innerhalb unserer Initiative nächtelange Diskussionen. Für uns stellte sich die Frage, ob man ein selbstverwaltetes Zentrum und unseren damit verbundenen Anspruch an eine emanzipatorische Politik und Kultur an einem Ort fortführen kann, der über einhundert Jahre ein Ort der Repression war.« Denn in dem Gefängnis wurden von 1886 bis 2003 Menschen inhaftiert, im Dritten Reich wurde es von der Gestapo genutzt.

»Faites votre jeu!« entschloss sich schließlich, das Gebäude trotzdem zu beziehen und sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen. Dafür wurde der Arbeitskreis Geschichte vom Plenum der Initiative gegründet. In diesem Plenum werden alle die Organisation betreffende Entscheidungen getroffen, auf feste Mitgliedschaften verzichtet man jedoch und die Teilnahme ist freiwillig. Im Klapperfeld befindet sich inzwischen eine Dauerausstellung zur Geschichte des Ortes und der Arbeitskreis arbeitet noch an einer Online-Datenbank zu den von 1939 bis 1945 im Klapperfeld Inhaftierten. Ein weiteres Ergebnis der Forschungsarbeit ist der Bericht »Haftbedingungen von Frauen im Klapperfeld während der NS-Zeit«. Dieser geht von Zeitzeuginnen-Berichten aus und erläutert die Deportationswege der Inhaftierten vom Klapperfeld in andere Gefängnisse und Lager.

Auch wenn der Initiative die Geschichte ihres Hauses wichtig ist, stellen sie hier auch einen Ort für Veranstaltungen aller Art zur Verfügung, seien es Barabende, Lesungen, Diskussionsveranstaltungen, Theateraufführungen oder Konzerte. Darüber hinaus befindet sich im Klapperfeld der »Umsonst-Laden«, in dem brauchbare Dinge abgegeben und mitgenommen werden können, sowie verschiedene Ateliers, Werkstätten und Gemeinschaftsräume. Außerdem findet regelmäßig die Veranstaltung »Faites votre cuisine« statt, ein Schülercafé, in dem für wenig Geld gegessen werden kann. Für neue Veranstaltungen ist »Faites votre jeu!« stets offen. Was sie nicht wollen, sind reine Partys, da diese in einem zu extremen Widerspruch zur Geschichte des Hauses stünden, sowie rein kommerziell ausgerichtete Veranstaltungen. Generell ist aber alles, was das Grundziel der Initiative – eine selbstbestimmte, emanzipierte Politik und Kultur – unterstützt, gerne gesehen.

Die nächste große Veranstaltung im Klapperfeld ist ein Sommerfest am 3. August anlässlich des Jubiläums der Initiative. Über den Tag verteilt kann gegrillt, gespielt und Musik gehört werden. Außerdem werden Führungen durch die Dauerausstellung angeboten.

www.journal-frankfurt.de, 01.08.2013

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