Buchvorstellung: Für Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus, So. 23.10.2022, 18 Uhr mit anschließendem Barabend

Studierende demonstrieren im Juni 1968 in der Gallusanlage gegen die Polizeibesetzung der Goethe-Universität, Hinten mit Megafon: Hans-Jürgen Krahl (Fotografin: Abisag Tüllmann, CC-Lizenz: BY-NC-ND)

Vortrag & Diskussion im Rahmen der gegenbuchmasse mit den Herausgeber*innen Meike Gerber und Julian Volz sowie dem Autor Robin Mohan

Sich heute mit Hans-Jürgen Krahl auseinanderzusetzen, bedeutet die Annäherung an eine Person, um die sich viele Mythen ranken und deren Theorien dennoch zu großen Teilen vergessen wurden. Dabei gab es um 1968 wenige, die den Versuch einer »historisch angemessenen Vermittlung von Theorie und Praxis« derart intensiv betrieben haben wie er. Als einer der Theorieköpfe von ‘68 stellte er sich nicht nur entschieden gegen eine autoritäre Wende der Studierendenbewegung, sondern setzte ihr auch ein Modell antiautoritärer Emanzipation entgegen. Der Lieblingsschüler Adornos debattierte mit den Intellektuellen der Frankfurter Schule auf Augenhöhe und arbeitete an einer eigenständigen Weiterentwicklung der Kritischen Theorie. Trotzdem – oder deswegen? – richteten sich nach Krahls frühem Tod mit 27 Jahren die verschiedensten Vorwürfe gegen ihn: eines repressiven Leninismus ebenso wie eines antiautoritären Spontaneismus; einer unredlichen Hinwendung der Kritischen Theorie zur Praxis ebenso wie eines praxisfernen Hegelianismus. Dies könnte erklären, warum sein Werk heute weitgehend ungelesen ist.

Der im Januar 2022 im mandelbaum Verlag erschienene Sammelband Für »Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus«, herausgegeben von Meike Gerber, Emanuel Kapfinger und Julian Volz, bringt nun erstmals aktuelle Auseinandersetzungen mit Krahls zentralen Themen in einem Buch zusammen. Die Referent*innen werden an dem Abend das Themenspektrum des Sammelbandes von Krahls Klassenanalyse über seine Auseinandersetzung mit Adorno, die Vermittlung von Theorie und Praxis bis hin zu seinen Ideen zur revolutionären Organisation aufzeigen. Zudem werden sie ihre Überlegungen vorstellen, warum die Auseinandersetzung mit Krahl für die Linke heute wichtig und fruchtbar ist.

Veranstalter*innen: Kritik&Praxis, express und Mandelbaum-Verlag

Initiative »Faites votre jeu!« feiert 14. Geburtstag – Sommerfest am 6. August ab 15 Uhr im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld

Am kommenden Samstag, den 6. August, lädt die Initiative »Faites votre jeu!« anlässlich ihres 14. Geburtstags Freund*innen, Unterstützer*innen und alle Interessierten zum Sommerfest ins ehemalige Polizeigefängnis ­Klapperfeld ein. Sie nutzt das Gebäude mittlerweile seit über dreizehn Jahren als linkes Zentrum und hat dort zwei Dauerausstellungen zur Geschichte des Gefängnisses eingerichtet.

Das Sommerfest beginnt um 15 Uhr und bietet ein vielfältiges musikalisches Programm, Rundgänge durch das ­Gebäude und die ­Ausstellungen sowie Infostände verschiedener im Klapperfeld aktiver Initiativen. Kulinarisch können sich die Besucher*innen über leckeres vegetarisches und veganes Essen sowie gute Drinks freuen. Zusätzlich zu den beiden Dauerausstellungen wird auch die Ausstellung »Mixtape Migration« zu sehen sein. Die von dem Verein turn the corner entwickelte Wanderausstellung feiert im ehemaligen Polizeigefängnis Premiere. Sie basiert auf dem gleichnamigen Stadtrundgang zu migrantischem Leben und Arbeiten in Frankfurt am Main, den der Verein bereits 2021 entwickelt hat. Philipp Hammer von turn the corner freut sich, dass die Ausstellung im Klapperfeld ihre Premiere hat: »Migration ist seit jeher integraler Bestandteil der Frankfurter Stadtgesellschaft, doch nach wie vor gilt Migration als ein Problem, das es zu lösen gilt. Oft wird über migrierende Menschen anstatt mit ihnen gesprochen. In Mixtape Migration kommen Betroffene und Aktivist*innen zu Wort und erzählen von Ausgrenzungen, Diskriminierungen und dem Kampf dagegen. Dass diese Stimmen jetzt im Klapperfeld zu Wort kommen, das in den letzten Jahrzehnten seiner Knastgeschichte auch für die Abschiebehaft genutzt wurde und damit auch für die Ausgrenzung und Unterdrückung migrantisierter Menschen steht, freut uns besonders.«

Nachdem das Sommerfest die letzten beiden Jahre pandemiebedingt ausfallen musste, nimmt »Faites votre jeu!« das Fest in diesem Jahr zum Anlass, sowohl die Notwendigkeit historischer Auseinandersetzung als auch ­gegenwärtige Formen linker Politik in Frankfurt sichtbar zu machen. Maja Koster betont, stellvertretend für alle Aktiven der Initiative, die Notwendigkeit linker Räume: »Im Klapperfeld befinden wir uns in direkter Nachbarschaft zum 1. ­Polizeirevier, in dem Polizist*innen in rechten Netzwerken organisiert und in den NSU 2.0 verstrickt sind. Die Morde, unter anderem in Hanau, Halle und Kassel, und die Bedrohungen durch den NSU 2.0 sind Ergebnis rechter Hetze in den Parlamenten, rassistischer Polizeistrukturen und der Marginalisierung ganzer gesellschaftlicher Gruppen. Neben den gesundheitlichen Folgen befeuerte die Corona-Pandemie rechte Verschwörungsideologien und verstärkte die bereits massive ökonomische Ungleichheit. Der seit Februar andauernde russische Angriffskrieg auf die Ukraine sorgt für eine weitere Zuspitzung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. All das unterstreicht die Notwendigkeit von Orten wie dem Klapperfeld, in denen Menschen sich organisieren und für eine emanzipatorische Politik und Gesellschaft streiten können!«

Matthias Schneider, auch aktiv bei »Faites votre jeu!«, ergänzt abschließend: »Auch deshalb möchten wir das ehemalige Polizeigefängnis in diesem Jahr endlich wieder als selbstverwalteten Raum für emanzipatorische Politik, Kultur und Geschichtsarbeit feiern.«

Um der anhaltenden pandemischen Lage Rechnung zu tragen, findet der überwiegende Teil des Sommerfest-­Programms in den Außenbereichen des Klapperfelds statt. In den Innenräumen gilt Maskenpflicht. Alle Gäste werden gebeten, mit tagesaktuellem Nachweis über einen negativen Corona-Test einer offiziellen Teststation zu erscheinen. Begrenzte Testkapazitäten sind auch vor Ort vorhanden.

Weitere Informationen auf: www.faitesvotrejeu.org

Wichtige Hinweise für Pressevertreter*innen

Weitere Informationen & Pressekontakt:
Website der Initiative »Faites votre jeu!«: www.faitesvotrejeu.org
Website zur Geschichte des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld: www.klapperfeld.de
Pressekontakt: 0178 2483083 | gro.u1746644203ejert1746644203ovset1746644203iaf@o1746644203fni1746644203

Bitte beachten:
Wenn Sie vor Ort über unser Sommerfest berichten wollen, freuen wir uns, wenn sie uns darüber im Vorfeld telefonisch oder via E-Mail informieren. Wenn Sie kommen, geben Sie bitte am Eingang Bescheid. Gespräche mit Verantwortlichen von »Faites votre jeu!« können Sie zwischen 15 und 19 Uhr führen. Alle O-Töne und Fotos sind genehmigungspflichtig.

Anlagen:


Pressemitteilung als PDF: download


Programmübersicht:
14 Jahre »Faites votre jeu!« – Sommerfest im Klapperfeld«

Musik

SK.LIBRA
Ghetto Tech / Booty Bass // soundcloud.com/sklibra
15.30 – 17.30 Uhr

Roter Stern Chor
Von Arbeiter*innenlieder bis Tetris // www.roterstern-ffm.de/category/ag-chor/
17.30 – 18.00 Uhr

Lotta Krach
Pop / Punk / Wave / Electro
18.00 – 20.00 Uhr

Mimii
Rap (live) // milk-mimi.bandcamp.com
20.00 – 20.30 Uhr

Azisa
Rap (live) // youtu.be/iBWxuxn1C_I
20.30 – 21.00 Uhr

Sarah Merkava
Techno // mixcloud.com/sarahmerkava
21.00 – 23.00 Uhr

Rundgänge

Rundgänge durch die Ausstellungen und das Gebäude
Beginn: 16.00 / 18.00 / 20.00 Uhr

Gastausstellung

Mixtape Migration – migrantisches Leben und Arbeiten in Frankfurt am Main
Eine Ausstellung von turn the corner e. V.
Weitere Infos: mixtapemigration.de & turnthecorner.de

15.00 – 21.00 Uhr

Wichtig:

Wir möchten, dass sich bei uns alle wohl fühlen ­können. Auf ­­antisemitisches, rassistisches, sexistisches,
homofeindliches oder transfeindliches Verhalten haben wir keinen Bock. Wem das nicht passt, fliegt raus!

Klapperfeld-Sommerfest, 6.8.2022 ab 15 Uhr

Vierzehn Jahre »Faites votre jeu!« – seit über 13 Jahren im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld

Auflegerei, süße & salzige Snacks, leckere Cocktails & kalte Getränke, Rundgänge & Infostände…

Samstag, 6. August 2022 ab 15 Uhr


Programmübersicht

Musik

SK.LIBRA
Ghetto Tech / Booty Bass // soundcloud.com/sklibra
15.30 – 17.30 Uhr

Roter Stern Chor
Von Arbeiter*innenlieder bis Tetris // www.roterstern-ffm.de/category/ag-chor/
17.30 – 18.00 Uhr

Lotta Krach
Pop / Punk / Wave / Electro
18.00 – 20.00 Uhr

Mimii
Rap (live) // milk-mimi.bandcamp.com
20.00 – 20.30 Uhr

Azisa
Rap (live) // youtu.be/iBWxuxn1C_I
20.30 – 21.00 Uhr

Sarah Merkava
Techno // mixcloud.com/sarahmerkava
21.00 – 23.00 Uhr

Rundgänge

Rundgänge durch die Ausstellungen und das Gebäude
Beginn: 16.00 / 18.00 / 20.00 Uhr

Gastausstellung

Mixtape Migration – migrantisches Leben und Arbeiten in Frankfurt am Main
Eine Ausstellung von turn the corner e. V.
Weitere Infos: mixtapemigration.de & turnthecorner.de
15.00 – 21.00 Uhr


Hausbesetzer*innen gehen in den Knast…

… titelte die Frankfurter Rundschau am 6. Februar 2009. Etwa ein halbes Jahr zuvor, am Abend des 2. August 2008 hatte die Initiative »Faites votre jeu!« ein ehemaliges Jugendzentrum in Bockenheim besetzt, um dort ein autonomes Zentrum aufzubauen. Anfang 2009 drohte die Stadt Frankfurt mit Räumung. Nach langen Verhandlungen wurde ein Ersatzobjekt angeboten: das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld. Da das Gefängnis von 1886 bis 2002 durch alle Phasen der deutschen Geschichte hindurch als solches betrieben wurde, war klar: Eine Nutzung, ohne eine Auseinandersetzung mit dieser Geschichte zu führen, war für die Initiative ausgeschlossen – und so begannen noch während der Verhandlungen die ersten Recherchen. Im August 2009 eröffnete dann der erste Teil der Dauerausstellung, die im Laufe der Zeit immer wieder erweitert wurde. Gleichzeitig ist das Gebäude ein autonomes Zentrum. Die Räume werden für kritische, politische, künstlerische und kulturelle Arbeit genutzt. Selbstorganisiert finden unterschiedlichste Veranstaltungen statt: von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen über Ausstellungen, Lesungen und Theateraufführungen bis hin zu Barabenden, Konzerten und Partys.

Das möchten wir mit euch feiern!


Das ist uns wichtig

  • Wir möchten, dass sich bei uns alle wohl und sicher fühlen ­können: Auf ­­antisemitisches, rassistisches, sexistisches, homofeindliches oder transfeindliches Verhalten haben wir keinen Bock. Wem das nicht passt, fliegt raus!
  • Solltet ihr euch beim Fest unwohl fühlen oder Unterstützung brauchen, wendet euch an unser Awarenessteam.
  • Außerdem: Kommt bitte mit tagesaktuellem Covid-Test. In den Innenräumen gilt Maskenpflicht.
  • Und wie immer gilt: Beim Sommerfest wird es laut und voll. Für eure Vierbeiner bedeutet das unnötigen Stress, lasst sie bitte zu Hause.

Roter-Stern-Barabend, 23.7.2022, 15 bis 22 Uhr

Long time no see: Nachdem unsere AGs ihre Sport-Angebote wieder aufgenommen haben, möchten wir nun auch wieder mit unseren kulturellen Angeboten beginnen. Wir starten mit einem Barabend/Nachmittag im Hof des Klapperfeld. Am 23.07. ab 15 Uhr erwarten euch kühle Getränke, leckere Kuchen, neue Infos und Merch sowie gediegene Beats.

Seid solidarisch, kommt getestet und ohne Erkältungssymptome. Bei schlechtem Wetter fällt das Spektakel leider ins Wasser.

Weitere Infos zum Roten Stern: www.roterstern-ffm.de

Offenes Siebdrucktreffen, 01.07.2022, ab 17 Uhr

hej, jetzt am freitag findet ab 17 uhr das offene siebdrucktreffen der drucker*innenkolonne im hof statt. yäi! sollte es regnen, ziehen wir in den keller um. bringt gerne eigene sachen zum bedrucken mit. kommt getestet (schnelltest vor der tür geht auch) und drinnen zusätzlich maske! wir froin uns.

Klapperfeld-Barabend, 7.6.2022, ab 20 Uhr

Die Saison ist eröffnet! Am Dienstag, 7. Juni gibt’s wieder den legendären Barabend im Klapperfeld. Ab 20 Uhr sind alle eingeladen, bei Musik ein kühles Getränk zu sich zu nehmen und den lauschigen Abend zu genießen.

Zusätzlich zu den üblichen Kaltgetränken bieten wir fancy Drinks an (mit und ohne Alkohol)! Wie immer alles gegen Spende.

Der Barband findet in Solidarität mit einer PoC-Freundin statt, die von einem DB-Mitarbeiter angegriffen wurde und nun gerichtlich dagegen vorgehen möchte.

Bitte kommt alle getestet (1G-Regel).
Wir freuen uns!

Flohmarkt im Hof des Klapperfelds, 19.6.2022, 14 bis 18 Uhr

Neben vielfältigen und bunten Flohmarktständen gibt Snacks und Getränke.

Wer einen Stand machen will:

Anmeldung unter gro.i1746644203lmets1746644203ys@tk1746644203ramho1746644203lfdle1746644203frepp1746644203alk1746644203

Für deinen Stand bitten um eine kleine Spende und ein Fingerfood/Kuchen.

Bring bitte alles, was du für deinen Stand benötigst selbst mit. Biertische und Bierbänke sind begrenzt vorhanden. Wenn du etwas von uns benötigst, schreibe und das bitte vorher in einer Mail und wir schauen gerne, was wir machen können. Bitte teile uns außerdem mit, wieviele Meter Standfläche du etwa benötigst.

Aufbau: 13 Uhr / Start: 14 Uhr / Abbau: 18 Uhr

Corona:

Bitte testet euch wenn möglich vorher selbst oder in einer Teststation.

Performance: »Herr Penschuck: Die Erfindung von Wirklichkeit.«, 28.5.2022, 17 Uhr

Faktisch zählt Edvard Munchs Bild »Der Schrei« zu den bekanntesten Werken der Kunstgeschichte – lässt sich sein echter Klang mit heutigen Mitteln wissenschaftlich rekonstruieren? Herr Penschuck führt das anschaulich durch und kommt dabei zu durchaus aktuellen Erkenntnissen über unseren Umgang mit Fakten, Fiktion und Propaganda, die nach einer neuen Aufklärung verlangen. Neben der Performance »Der Schrei« (2010) kommt auch der zur Bundestagswahl 2009 entstandene Kurzfilm »Magda POP« erstmals zur Aufführung. 

Die Veranstaltung ist Teil der Ausstellung »War mein Opa Nazi?«

Screening: »…bis in die siebte Generation«, 5.3.2022, 17 Uhr

Anja Kreysing (Musik und Film) und Anja Manleitner (Bilder und Texte) zeigen in »…bis in die siebte Generation« die auch heute noch wahrnehmbaren Nuancen eines Krieges, in dem 52 Millionen Menschen ihr Leben ließen. Auswirkungen bis in die heutige Generation werden wahrnehmbar in einer einzigartigen Kombination aus Musik, Film und Erfahrungsberichten. Diese Erfahrungsberichte stammen von Menschen, die den Krieg miterlebt haben, die im Krieg geboren wurden oder die erst nach dem Krieg geboren wurden. Diese Berichte verweben sich zu einem Netz aus Geschichten, Erlebnissen und nicht deutbaren Erfahrungen, deren Ursprung nach langem schwerem Suchen in den Ereignissen des zweiten Weltkriegs zu finden sind.

Vor dem Hintergrund der aktuellen weltweiten Kriege und Bürgerkriege haben diese Berichte nichts an Brisanz verloren. Stimmen aus Syrien, Afghanistan, Sudan und der Ukraine würden ähnliches berichten.

Screening im Anschluss an die Eröffnung der Ausstellung »War mein Opa Nazi?«, 5.3.2022, 17.00 Uhr

Ausstellungseröffnung: »War mein Opa Nazi?«, 5.3.2022, 16 Uhr

(Anmerkung: Der Bezug auf den Opa steht stellvertretend für alle Verwandten, die zu der damaligen Zeit lebten)

Künstlerische Auseinandersetzung mit der Abschaffung der Demokratie im Kontext der individuellen Familiengeschichte.

Eine bis heute immer wieder gestellte Frage über den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg ist jene, wie rechtsextreme Kräfte so kurzfristig erstarken konnten und eine derartige Macht über die Bevölkerung gewinnen konnten.

Im offiziellen Diskurs sind die Täterschaft der Nationalsozialisten und die unterstützende Haltung des Großteils der Bevölkerung unbestritten. Was aber brachte die Menschen dazu, die Nationalsozialisten zu unterstützen oder zuzulassen, dass die Republik zu einem totalitären Staat umgebaut wurde?
Das Parteiprogramm der NSDAP sprach dabei klare Worte: Ausschluss der „rassischen“ Juden aus dem Staatsbürgerrecht, Einschränkung der Presse- und Religionsfreiheit sowie Kampf für ein „Großdeutschland“.
Theoretisch sollten die Menschen also gewusst haben, was im Staat passierte, praktisch gab es nach dem Krieg eine Nation von Nicht-Wissenden, die sich langsam von einer Täter- zu einer Opfergesellschaft wandelte.
Dies zeigt sich auch in der Wahrnehmung der eigenen Familiengeschichten. Laut einer Studie der Universität Bielefeld in Kooperation der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, die im Februar 2018 veröffentlicht wurde, gaben zwei Drittel der Befragten an, unter ihren Vorfahren seien keine »Täter des Zweiten Weltkrieges« gewesen.

Es gibt also eine Kluft zwischen familiärer Erinnerung und der gesellschaftlichen Erinnerungskultur bezüglich der Zeit des Nationalsozialismus‘.

Mit künstlerischen Mitteln das Tabu brechen

Erinnerungen die mit der eigenen Familiengeschichte verbunden sind, haben einen besonders hohen Stellenwert, und sind folglich auch besonders geeignet, Menschen zum Hinschauen und Handeln zu ermuntern. Die eigene Betroffenheit sorgt für ein erhöhtes Interesse und kann sowohl zu einer Verdrängung des Themas als auch zu einer Überhöhung des selbigen führen.

Die künstlerische Auseinandersetzung bietet eine Stufe der Abstraktion, die es ermöglicht den Tabubruch zu leisten, die eigene Familie der (Mit-)Täterschaft zu bezichtigen und trotzdem eine Loyalität zu bewahren. Mit dem Medium Kunst kann eine schützende Distanz zum Thema geschaffen werden, ohne die emotionale Brisanz aufzuheben.

9 Künstler:innen sind der Einladung gefolgt und zeigen ihre Arbeiten in der Ausstellung.

Teilnehmende Künstler:innen: Renate Basten, Julia Görke, Nora Hespers, Hitus, Paula Mittrowan, Herr Penschuck,, Friederike Rückert, Théo Thoumine, Meike Wessel
Kuratiert wurde die Ausstellung von Anja Manleitner, Verein Mahnmal Kilian, 7 Generation

Die Ausstellung „War mein Opa Nazi?“ lief in Kiel fast zwei Jahre sehr erfolgreich. Jetzt wird sie vom 5.3.- 28.5.2022 im ehemaligen Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße zu sehen sein.

Die Eröffnung ist am 5.3.2022 um 16.00 und ist jeden Samstag im März, April und Mai zwischen 15:00 und 18:00 Uhr geöffnet.

Ausstellung: radiär von Leonora Nieling vom 29.01. bis zum 26.02.2022

radiär von Leonora Nieling ist eine Installation in zwei Teilen an zwei Orten. Bespielt wird zum einen eine ehemalige Gefängniszelle im früheren Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt und zum anderen ein abseitiger Raum in der Kunsthochschule Mainz. Der Ausstellungstitel bedeutet strahlenförmig und zieht sich thematisch auf unterschiedliche Weise durch die beiden Ausstellungen.

Im Ausstellungsraum des Klapperfelds bilden strahlenförmige Objekte, die aus grünen Einweghandtüchern hergestellt wurden, eine raumgreifende, bildhauerische Installation. Auch in ihrer Anordnung zueinander lässt sich der titelgebende Begriff wiederfinden. Die langwierige Anfertigung und die Unförmigkeit der Objekte treten in Verbindung mit der Geschichte des Ortes, die vom langen Warten und zermürbenden Ausharren der damaligen Insass*innen geprägt war. Im Bezug zu diesem Ort erinnern die grünen Objekte zugleich an Striche, um vergangene Zeit zu zählen oder aufgrund ihrer lichtabsorbierenden und groben Oberfläche an brüchige Gitterstäbe, die vor den Fenstern des Raumes montiert sind. Auf und neben den Objekten sind rote Flächen aus Window-Color Farbe positioniert, die durch ihre Transparenz und ihren Glanz im starken Kontrast zu den Objekten stehen. Sie liegen flach auf dem Boden oder schmiegen sich an die grünen Stangen an. Das Maß der roten Flächen orientiert sich an der Größe der Fenster im Raum und verweist damit, auf die Reflexionen der Lichtstrahlen, die bei Tageslicht durch die Fenster auf den Boden der ehemaligen Gefängniszelle scheinen.
Die Reflexion von Licht und die besondere Materialität von Window-Color wird in einer Videoarbeit in der Kunsthochschule Mainz thematisiert. Durch eine konzentrierte und ruhige Stimmung wird ein empathisches Gefühl bei den Rezipierenden gegenüber der Zartheit und Verletzlichkeit des Materials hervorgerufen.

Samstags, 15 bis 18 Uhr, 2G+

Gastausstellung & Begleitprogramm: Hostile Terrain 94

Im April zeigen wir im Klapperfeld die Ausstellung Hostile Terrain 94 (HT94). Die genauen Öffnungszeiten sind abhängig von der pandemischen Lage und den entsprechenden Regelungen. Das Begleitprogramm findet in form von Online-Veranstaltungen statt und beginnt bereits diese Woche.

HT94 ist eine globale Pop-up-Ausstellung über die humanitäre Krise an der südlichen Grenze der Vereinigten Staaten. Das Projekt zielt darauf ab, ein Bewusstsein für die Realitäten an der Grenze zwischen den USA und Mexiko zu schaffen, einschließlich von Tod und Leid aufgrund der als »Prevention Through Deterrence« (Prävention durch Abschreckung, PTD) bekannten Grenzpolitik. Bei HT94 handelt es sich um ein partizipatorisches Projekt, des Undocumented Migration Project (UMP), einem gemeinnützigen Forschungs-, Kunst-, Bildungs- und Medienkollektiv, das seit 2009 unter der Leitung des Anthropologen Jason de León Todesfälle dokumentiert.

Die Ausstellung, die an mehr als 150 Orten weltweit gezeigt wird, ist eine demokratische, finanzierbare und partizipative, öffentliche Ausstellung. Vor Ort sind jeweils unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen, Aktivist*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen in die Ausstellungen involviert und bringen jeweils ihre Perspektiven in das Projekt ein.

In Frankfurt wird der Umfang der Ausstellung erweitert und gezeigt, wie Grenzpolitiken unterschiedliche Regionen beeinflussen und verändern. Vor dem Hintergrund der »Flüchtlingskrise« 2015/2016 werden in Frankfurt/Main zusätzliche Arbeiten zu sehen sein, die Perspektiven von Grenzbewohner*innen und Grenzgängern*innen, Künstlern*innen und Aktivisten aus Afghanistan, Iran, der Türkei und der EU präsentieren. Dabei wird die drängende Frage nach der globalen humanitären Krise sowie nach dem Alltagsleben an und mit Grenzen thematisiert.

Alle weiteren Informationen zur Ausstellung Hostile Terrain 94 und dem Begleitprogramm findet ihr auf: hostileterrain94.klapperfeld.de