Räumung des Autonomen Zentrums in Köln

Laut den Besetzer_innen des Autonomen Zentrums (AZ) in Köln-Kalk bereiten die Sparkasse (in deren Besitz sich die Räume des AZs befinden) gemeinsam mit der Stadt Köln und der Polizei die Räumung Gebäudes vor.

Die Räumung scheint für Dienstag früh, den 29. Juni 2010 geplant zu sein. Die ehemalige und lange leerstehende Kantine, wurde am 16. April 2010 besetetzt und dient seitdem als Zentrum für autonome Kunst, Kultur und Politik.

Grund für die anstehende Räumung sollen angebliche Sicherheitsmängel sein. Die Besetzer_Innen hatten jedoch mehrfach mit Statiker_Innen, Elektriker_Innen und Architekt_Innen zusammen gearbeitet um die sichere Nutzung der Räume zu gewährleisten und haben dies auch in Gesprächen mit Sparkasse und Stadt dargelegt.

Das das Gebäude nun dennoch geräumt werden soll ist eine Kampfansage von Sparkasse und Politik und eine Provokation für alle, die für selbstverwaltete Räume kämpfen.

Weitere Infos findet ihr auf: unsersquat.blogsport.eu

Solidarität ist eine Waffe!
Unterstützt seblstverwaltete Zentren in Köln und anderswo!

Besetztes Haus geräumt. Heute Demo in Darmstadt!

Leider ist die Hausbesetzung in Darmstadt bereits gestern durch die Polizei beendet worden. Die neuen Besitzer_innen des ehemaligen Telekom-Gebäudes in der Neckarstraße 5 waren zu keinen Verhandlungen über eine langfristige Nutzung des Gebäudes bereit. So gab es keine Chance mehr, das Haus längerfristig nutzen zu können.

In Laufe der Verhandlungen wurde den Besetzer_innen jedoch Straffreiheit garantiert, wenn sie das Gebäude freiwillig verlassen. Somit hatten sie auch die Möglichkeit ihre bereits in das Gebäude gebrachten Baumaterialen, Möbel und Verpflegung wieder aus dem Gebäude zu holen. Trotz der der Garantie, auf Strafverfolgung zu verzichten, hielten es die anwesenden Polizist_innen für nötig, die Personalien der im Haus befindlichen Personen aufzunehmen.

Neben der versprochenen Straffreiheit garantierte der Einsatzleiter der Polizei, dass es zu Verhandlungen mit dem Oberbürgermeister kommen soll, um ein adäquates Ersatzobjekt zu finden. Allerdings ist zu vermuten, dass dies nur versprochen wurde, um die Besetzung möglichst friedlich zu beenden. Und selbst wenn es zu Gesprächen mit Walter Hoffmann (SPD) kommen sollte ist die Ausgangslage für Verhandlungen ohne besetztes Haus nicht die Beste.

Dies ist jedoch für die Darmstädter_innen kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Um ihre Forderung nach einem ein selstverwalteten Wohn- und Kulturprojekt nochmal zu unterstreichen, rufen sie für heute, Freitag, den 4. Juni zum Demonstrieren auf. Los geht’s um 19:00 Uhr auf dem Marktplatz in Darmstadt.

Das es sich lohnt, um selbstverwalteten Raum zu kämpfen, zeigte auch die jüngste Besetzung eines ehemaligen Sparkassen-Gebäudes in Köln-Kalk. Dort hat sich seit dem 16. April ein neues »Autonomes Zentrum« etabiert. Deshalb wünschen wir unseren Freund_innen aus Darmstadt viel Kraft und Durchhaltevermögen und rufen ebenfalls dazu auf heute nach Darmstadt zu fahren und sich an der Demonstration zu beteiligen.

Nach der Räumung ist vor der Besetzung!
Für selbstverwaltete Zentren in Darmsatdt und überall!

Weitere Infos:

Die Erklärung der Besetzer_innen und den Aufruf zur Demonstration findet ihr auf deren Website: neckar5.blogsport.de.

Im Darmstädter Echo ist ein längerer Bericht über die Besetzung erschienen.

Hausbesetzung in Darmstadt

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni wurde in Darmstadt ein über Jahre leerstehendes Haus in der Neckarstraße 5 besetzt. Erklärtes Ziel der neuen Nutzer_innen ist es, Wohnraum zu erschließen, aber auch Raum für alternative Kultur und politische Arbeit zu schaffen.

Um ihrer Forderung nach einer langfristigen Nutzung des Geländes unweit der Fachhochschule und des darmstädter Haubtbahnhofes Nachdruck zu verleihen, stellten die neuen Nutzer_innen schon jetzt ein Programm für die nächsten Tage online. Neben vielfältigen inhaltlichen Veranstaltungen soll es auch Partys, ein tägliches Cafe, Vokü und vieles mehr geben: neckar5.blogsport.de/programm

Bereits an der Besetzung beteiligten sich duzenden Menschen aus Darmstadt und dem Rhein-Main-Gebiet und im Laufe der Nacht versammelten sich weit über hundert Menschen in dem zuvor ungenutzten Gebäude. Die Polizei hielt sich – zumindest in der ersten Nacht – auffallend zurück und versicherte, die Besetzer_innen zunächst gewähren zu lassen. Zuerst wolle man die Besitzer_innen des Gebäudes ausfindig machen und kontaktieren. Bis dahin sei eine Räumung nicht geplant.

Trotz dieser Zusicherung von Seiten der Polizei rufen die Besetzer_innen für den Fall einer Räumung in den nächsten Tagen zu einer Solidaritätsdemonstration für den 4. Juni um 18:00 Uhr auf. Den Treffpunkt und weitere Infos finden sich auf neckar5.blogsport.de

Wir als Initiative erklären uns ausdrücklich mit den Besetzer_innen solidarisch und hoffen, dass Sie eine langfristige Lösung für ihr Wohn- und Kulturprojekt durchsetzen können. Alle Menschen auf Frankfurt und Umgebung möchen wir dazu aufrufen, in den nächsten Tagen nach Darmstadt zu fahren und die Menschen aus der Neckarstraße 5 vor Ort zu unterstützen. Auch Sachspenden sind gerne gesehen!

Websites der Neckar 5: neckar5.blogsport.de | twitter.com/neckar5

Solidarische Grüße aus Frankfurt!

Weitere Infos auf:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/20958
http://de.indymedia.org/2010/06/282882.shtml

Veranstaltungsreihe: »Kampf um selbstverwaltete (Frei-)räume und gegen Gentrifizierung – Vernetzungs­strategien und die Möglichkeiten linker Intervention in den öffentlichen Raum«

Freitag, 11. Juni 2010 | 20 Uhr
»Perspektiven selbstverwalteter Räume«

Mit Vertreter_innen der Kampagne »Hände hoch – Haus her: für ein selbstverwaltetes Zentrum in Erfurt« (haendehoch.blogsport.de), des seit April besetzten »Autonomen Zentrums« in Köln-Kalk (unsersquat.blogsport.eu), des »Instituts für vergleichende Irrelevanz – ivi« (Ffm) (ivi.copyriot.com) und von »Faites votre jeu!« (Ffm). Nach der Vorstellung der Projekte sollen die Parallelen und Unterschiede im Kampf um selbstverwaltete Räume in den einzelnen Städten diskutiert werden.

Freitag, 18. Juni 2010 | 20 Uhr
»Vernetzter Kampf gegen Gentrifizierung«

Mit »Recht auf Stadt« aus Hamburg (www.rechtaufstadt.net) und »Mediaspree versenken« aus Berlin (www.ms-versenken.org). Obwohl Gentrifizierung auch hier eine Rolle spielt, gibt es – anders als in Berlin und Hamburg – noch kein stadtweites Bündnis, welches einen vernetzten, gemeinsamen Kampf gegen Verdrängung und repressive Umstrukturierung des urbanen Raums möglich machen würde. Nach der Vorstellung der Bündnisse wollen wir die Chancen und Möglichkeiten einer stadtweiten Vernetzung diskutieren.

Freitag, 2. Juli 2010 | 20 Uhr
Film und Diskussion: Empire St. Pauli

(2009, 85 Min, www.empire-stpauli.de). Der Film zeichnet die Folgen kapitalistisch zugerichteter Stadtentwicklung anhand von St. Pauli nach. Für die anschließende Diskussion sind die Filmemacher_innen angefragt.

Veranstaltungsort und Veranstaltende

Die Veranstaltungsreihe wird von der Initiative »Faites votre jeu!« in ihren Räumen im ehemaligen Polizeigefängnis »Klapperfeld« in der Frankfurter Innenstadt veranstaltet. Anschrift: Klapperfeldstraße 5, 60313 Frankfurt. Weitere Infos zur Reihe und zu »Faites votre jeu« auf: www.faitesvotrejeu.tk / Infos zur über 115-jährigen Geschichte des »Klapperfelds« auf: www.klapperfeld.de

Flyer als pdf: download

Ortsbeirat 1 gegen den Abriss des »Klapperfelds« / Selbstverwaltetes Zentrum von »Faites votre jeu!« muss erhalten bleiben!

Am Dienstag, den 11. Mai fand im Gallus um 19 Uhr die monatliche Sitzung des Ortsbeirats 1 statt. Ein Punkt auf der Tagesordnung hatte das ehemalige Polizeigefängnis »Klapperfeld« zum Gegenstand. Die Vertreter_innen der SPD wollten dem Magistrat in einem Antrag vorschlagen, in den Räumen des »Klapperfelds« ein – wie sie es nennen – »Kriminalmuseum« bzw. »Kriminalitätsmuseum« einzurichten. Ziel dieser »Ausstellung« sollte die Darstellung der »wechselvolle[n] Geschichte bezüglich der Kriminalität über die vergangenen Jahrhunderte« sein.

Über ein Duzend Menschen der Initiative »Faites votre jeu!«, die das »Klapperfeld« seit Ende April 2009 als selbstverwaltetes Zentrum nutzt, nahmen den Antrag zum Anlass, an der Sitzung des Ortsbeirats teilzunehmen und über ihr Projekt zu informieren. Sandra Schulz, eine Vertreterin der Initiative, erklärte: »Nachdem wir erst von dem im so genannten ›Innenstadtkonzept‹ formulierten Plan erfahren hatten, das ›Klapperfeld‹ durch einen Bürokomplex zu ersetzen, verwunderte uns dieser Antrag der SPD, der zwar den Erhalt des ›Klapperfelds‹ vorgesehen hatte – allerdings ohne uns als Nutzer_innen.«

Nachdem verschiedene Vertreter_innen der Initiative über ihre geschichtspolitische Auseinandersetzung und ihre Nutzung als selbstverwaltetes Zentrum informiert hatten, bekundete die SPD-Fraktion, Hauptziel ihres Antrags sei der Erhalt des »Klapperfelds« gewesen. In der nachfolgenden Diskussion einigten sich die Fraktionen der »Linken«, der »Grünen« und der SPD darauf, dass man sich als Ortsbeirat gemeinsam für den Erhalt des »Klapperfelds« einsetzen will.

Gegenüber des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung wolle man sich gegen einen etwaigen Abriss des »Klapperfelds« stark machen. Aus den anderen im Ortsbeirat vertretenen Fraktionen gab es dazu keinen Widerspruch. Zusammen wolle man sich außerdem ein Bild von der Arbeit der Initiative machen, bevor der Antrag neu verhandelt werde.

Sandra Schulz resümierte: »Wir freuen uns, dass zumindest der Ortsbeirat 1 der Meinung ist, dass das ›Klapperfeld‹ als historischer Ort erhalten bleiben muss.« Abschließend betonte sie: »Darüber hinaus muss allerdings sichergestellt werden, dass wir das Gebäude auch langfristig als selbstverwaltetes Zentrum nutzen können. Die kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Epochen der Gefängnis­geschichte ist zum integralen Bestandteil unserer Arbeit geworden. Wie wichtig diese unabhängige Form der Auseinander­setzung ist, zeigt auch das große Interesse am gesamten Projekt. Dem wäre mit einer langfristigen Sicherstellung des Projekts zu begegnen und nicht mit der Abrissbirne oder anderen Nutzungkonzepten.«

Anhang:

Zur Info:

Die Jusos Frankfurt hatten bereits vor der Ortsbeiratssitzung eine Pressemitteilung zum Antrag der SPD veröffentlicht. Diese findet ihr hier.


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Autonomes Zentrum in Köln seit über einer Woche besetzt

»Es ist soweit! Eure Geduld wurde nun Lange genug strapaziert. Das Lange Sehnen und Träumen hat ein Ende. Es hat reelle Formen angenommen: Köln hat ein AZ! …oder doch vorerst: das AZ hat ein Haus. – Nun braucht es eure Unterstützung! Klartext: Mit dem heutigem Datum wurde das Gebäude in der Wiersbergstraße 44 besetzt!«

Am Abend des 16. Aprils 2010 haben mehr als 100 Aktivist_innen & Freund_innen der Kampagne »Pyranha – Für ein autonomes Zentrum« ein leerstehendes Gebäude in Köln-Kalk besetzt um dort ein Autonomes Zentrum aufzubauen. In den ersten beiden Tagen der Besetzung wurde die seit Jahren leerstehende Großkantine gereinigt und die Infrastruktur weitestgehend instandgesetzt. Neben den Instandsetzungsarbeiten fanden auch jetzt schon einige öffentliche Veranstaltungen und Workshops statt, unter anderem ein Streetart-Workshop, ein Jonglage-Workshop, Infoveranstaltungen und eine Arbeitslosenberatung. In der letzten Woche veranstalteten die Besetzer_innen eine Bau- & Kreativwoche, um das Gebäude für ein selbstverwaltetes Zentrum nutzbar zu machen.

Das besetzte Gebäude befindet sich im Besitz der kölner Stadtsparkasse und eignet sich hervorragend für ein Autonomes Zentrum. Es ist weder eine Nutzung für das Gebäude geplant noch steht ein Abrissdatum fest. Mit anderen Worten: Es stand jahrelang leer und sollte auf unbestimmte Zeit auch weiterhin leerstehen. Dabei ist die Bausubstanz und die Infrastruktur des Gebäudes so gut erhalten, dass es sofort genutzt werden kann und ein Abriss unsinnig wäre. Es ist zudem ausreichend groß, um dort ein selbstverwaltetes Zentrum zu betreiben. Konkret bedeutet das: Es ist Platz für Werkstätten, Ateliers, Konzerte, ein Kino, Arbeitsräume für politische Gruppen und Kollektive, Seminarräume, Ausstellungsfläche, einen Umsonstladen und noch viel mehr. Dies alles soll unkommerziell, selbstverwaltet und hierarchiefrei organisiert werden…

Weitere Infos auf: unsersquat.blogsport.eu & pyranha.blogsport.de

Videobotschaft der Besetzer_innen:

April-Scherz?

Nachdem die Stadt Frankfurt auf ihrer Website frankfurt.de bereits im Januar 2009 Werbung für unsere ehemaligen Räume in der Varrentrappstraße gemacht hatte, findet sich auch jetzt wieder ein Hinweis auf »Faites votre jeu!« auf deren Website. Diesmal allerdings nicht unter der Rubrik »Kultur« sondern unter »Rathaus« in der Unterkategorie »Ämter und Institutionen«. Freilich hatten wir weder damals noch heute um diese unfreiwillige Werbung gebeten.

Fraglich ist, ob es sich dabei einfach nur um ein merkwürdigen April-Scherz handelt. Ob Scherz oder nicht: Die Vertreter_innen des Stadtplanungsamtes und ihr Dezernent Edwin Schwarz sollten schleunigst ihre kruden Pläne aufgeben, auf dem Areal unseres selbstverwalteten Zentrums im »Klapperfeld« ein weiteres »Büro- und Geschäftshaus« bauen zu wollen. Aber vielleicht war ja auch diese Ankündigung im sogenannten »Innenstadtkonzept« nur ein misslungener Scherz der Stadtplaner_innen – verrückt genug jedenfalls ist die Idee, noch mehr Bürofläche in Frankfurt bauen zu wollen.

Wer jetzt wiederum glaubt die Screenshots wären ein April-Scherz von uns, wird hier eines besseren belehrt:
http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2717&_ffmpar[_id_inhalt]=6643413

Kein Abriss des »Klapperfeldes«! Konzept des Stadtplanungsamtes zur Umstrukturierung der Innenstadt sieht Neubau auf dem Areal des ehemaligen Polizeigefängnisses vor.

Wie bereits mehrfach in der Presse berichtet wurde, plant die Stadt Frankfurt den Abriss des ehemaligen Polizeigefängnisses »Klapperfeld«. Dies manifestiert sich im vom Stadtplanungsamt vorgestellten sogenannten »Innenstadtkonzept«. Dort heißt es auf Seite 29: »Das Untersuchungsgefängnis soll abgebrochen werden und durch einen Neubau ersetzt werden.«

Imke Kurz, eine Vertreterin der Initiative »Faites votre jeu!« – die das »Klapperfeld« seit Ende April 2009 als selbstverwaltetes Zentrum nutzt – sagte dazu: »Wir sind sehr verwundert darüber, dass es bisher von Seiten der Stadt wohl niemand für nötig gehalten hat, uns über diese neueren Pläne in Kenntnis zu setzen.« Sie ergänzte: »Erst im April letzten Jahres mussten wir das bis dahin von uns genutzte ehemalige Jugendzentrum in Bockenheim verlassen und in die Klapperfeldstraße umziehen.«

Seit dem Umzug setzt sich die Initiative bzw. der »Arbeitskreis Geschichte« mit der Historie des Gebäudes auseinander. Die Dauer­ausstellung dazu eröffnete im August 2009, deren bisheriger Schwerpunkt die Nutzung des Baus durch die Gestapo während des Nationalsozialismus ist. Seit kurzem ist diese Auseinandersetzung auch auf der Website klapperfeld.de dokumentiert. Dazu Maja Koster, eine Vertreterin des AK-Geschichte: »Die Auseinandersetzung mit der über 115-jährigen Gefängnisgeschichte begreifen wir als kontinuierlichen Prozess, welcher integraler Bestandteil unseres Projekts geworden ist. Nachdem wir damit begonnen haben, die Geschichte des Gebäudes zu rekonstruieren, die trotz der zentralen Lage in der Frankfurter Innenstadt vorher so gut wie keine Beachtung gefunden hat, plant die Stadt den Abriss dieses geschichtsträchtigen Ortes. Wir halten es für unererlässlich, dass dieser Teil der Frankfurter Geschichte erhalten und allen interessierten Menschen zugänglich bleibt. Die Abrisspläne werden wir keinesfalls hinnehmen.«

Neben dieser geschichtspolitischen Auseinandersetzung wurden zahlreiche Räume in Eigenleistung renoviert und seitdem vielfältig genutzt – zum Beispiel als Ateliers, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume, Sporträume, Fotolabor, Plenaräume und Proberäume.

Zu den angeblichen Mitwirkungsmöglichkeiten, die das Stadtplanungsamt im Rahmen ihrer Kampagne zur Legitimierung des »Innenstadtkonzeptes« einräumt, sagte Imke Kurz abschließend: »Dass jetzt die Stadt im Rahmen sogenannter ›Themenwerkstätten‹ versucht, ihrem Konzept durch vermeintliche Partizipationsmöglichkeiten den Anschein einer demokratischen Legitimation zu verleihen, ist nichts als Schönfärberei. Da augenscheinlich die vom Konzept direkt betroffenen Menschen und Gruppen in diesem weder Erwähnung finden, noch von diesem informiert worden sind, halten wir eine Teilnahme an derlei Veranstaltungen für absolut sinnlos. Nichtsdestotrotz werden wir das gesamte Vorhaben der Stadt ab jetzt kritisch begleiten.«


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Ehemaliges Polizeigefängnis »Klapperfeld« geht online

Im Rahmen des Umzugs der Initiative »Faites votre jeu!« Ende April in ihre neue Räume in der Klapperfeldstraße 5 gründete sich der »Arbeitskreis Geschichte« als Teil der Initiative. Dieser setzt sich seitdem mit der Vergangenheit des ehemaligen Polizei­gefängnisses auseinander. Im August 2009 eröffnete der erste Teil der Dauerausstellung zur Geschichte des Gebäudes. Der Schwerpunkt dieses Teils liegt auf der Nutzung des Baus durch die Gestapo während des Nationalsozialismus.

Am Donnerstag, den 18. März 2010, veröffentlichten die Initiative und der »Arbeitskreis Geschichte« die Website klapperfeld.de. Auf dieser kann die gesamte Dauerausstellung besucht werden – auch die Zeitzeug_innengespräche mit Ria und Wolfgang Breckheimer und Hans Schwert können online angesehen werden. Darüber hinaus ist auf der Internetseite ein Archiv angelegt, in dem Presseberichte über »Faites votre jeu!« zu finden sind sowie Audio-Mitschitte von Veranstaltungen, die im »Klapperfeld« stattgefunden haben. Zusätzlich gibt es jetzt auch die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren, der über Neuigkeiten rund um das »Klapperfeld« informiert. Zur Zeit arbeitet die Initiative noch an der Übersetzung der Internetseite ins Englische.

Maja Koster aus dem AK-Geschichte sagte zur neuen Website: »Wir freuen uns, dass jetzt auch Menschen, die uns nicht vor Ort besuchen können, an der Auseinandersetzung mit der über 115-jährigen Gefängnisgeschichte teilhaben können.« Koster betonte: »Genauso wie wir unsere geschichtspolitischen Auseinandersetzung als kontinuierlichen nicht endenden Prozess begreifen, soll auch klapperfeld.de kontinuierlich erweitert werden.«

Alle, die die Ausstellung vor Ort besuchen möchten, sind beispielsweise am Sonntag, den 21. März, von 15 bis 18 Uhr ganz herzlich eingeladen. Aktive des Arbeitskreises beantworten dort gerne Fragen und informieren über ihre aktuelle Arbeit. Weitere Öffnungszeiten stehen auf der Website.

Weitere Informationen zur Website klapperfeld.de und zur geschichtspolitischen Auseinandersetzung bekommen Sie beim »Arbeitskreis Geschichte« (Tel.: 0163 9401683 / E-Mail: info [ät] klapperfeld.de).


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Zehn Jahre später

Aktivisten des Projekts Faites votre jeu! überkleben eine Plakatwand an der Mauer des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld in Frankfurt am Main mit einem Plakat. Es zeigt eine Seite aus dem Ausstellungskatalog Gesellschaft mit beschränkter Haftung von Andreas Siekmann (Portikus, Frankfurt: 07.08.99 – 19.09.99). Zu sehen ist eine Fotografie der gleichen Plakatwand mit einer Zeichnung Siekmanns aus der Serie Falsche Freiheit Frankfurt.

Martin Stiehl, Zehn Jahre später, Video auf Monitor, 6:36 min, 2010

Wie läuft das hier?

Auf unserem Plenum haben wir in den letzten Monaten immer wieder über unser politisches Selbstverständnis diskutiert. Ein Ergebnis dieser Diskussion ist der hier veröffentliche Text mit dem wir unser Projekt und die Art unserer Organisierung darstellen und transparent machen wollen.

Gleichzeitig wollen wir damit klarmachen, was in unseren Räumen geht und was mit uns nicht zu machen ist. Dieser Text ersetzt auch die veraltete Selbstdarstellung auf dieser Seite, die sich noch auf die Besetzung des ehemaligen Jugendzentrums in Bockenheim bezogen hatte.

Wie läuft das hier?

Was im Klapperfeld geht, was nicht geht und wer das entscheidet

I. »En garde!« Wir sind ein politisches Projekt.

Wir, der Zusammenschluss »Faites votre jeu!«, haben im August 2008 das frühere Jugendzentrum in der Varrentrappstraße 38 besetzt, um der repressiven Umstrukturierung des städtischen Raums den Versuch eines selbstverwalteten, unkommerziellen Zentrums entgegenzustellen. Im Februar 2009 haben wir uns entschlossen, in das ehemalige Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße 5 umzuziehen (hier: »das Klapperfeld«), das von der Stadt Frankfurt unter dem Druck der breiten Unterstützung für unser Projekt als Ersatzobjekt angeboten worden ist. Innerhalb kurzer Zeit ist das Klapperfeld zum Magneten für viele Menschen geworden, die unser Bedürfnis nach gegenkulturellen Räumen teilen. Es ist auch zum Anlaufpunkt für Menschen geworden, die zur Ausrichtung unseres Projekts keine erkennbare Beziehung haben. Dieser Umstand ist von uns mit verursacht worden, denn bislang haben wir unser politisches Selbstverständnis inhaltlich nicht hinreichend bestimmt und unsere Organisationsstruktur kaum nach außen transparent gemacht. Als ein Ergebnis unserer Auseinandersetzung damit ist dieser Text entstanden.

Wir wissen um das Problem, dass das Verwirklichen von »Freiräumen« und »Selbstbestimmung« unter den Bedingungen von Herrschaftsverhältnissen, die jeden Bereich des gesellschaftlichen Zusammenlebens durchwirken, unvollkommen bleiben muss. Wir sind uns auch den Herausforderungen unserer Entscheidung bewusst, emanzipative Kultur und Politik in einem Gebäude entwickeln zu wollen, das für Unterwerfung, Disziplinierung und Zwang geschaffen und genutzt worden ist. Doch auch im Klapperfeld ist es weiterhin unser Anspruch, auf solidarischer Basis ein Maximum an Selbstbestimmtheit zu verwirklichen. Dieser Anspruch beinhaltet nicht allein ein Maximum an Freiheit von kapitalistischen Verwertungszwängen und staatlicher Macht, sondern insbesondere auch ein Maximum an Freiheit von diskriminierenden Ungleichheits- und Ungleichwertigkeitsideologien bzw. -praktiken.

II. Das Klapperfeld ist ein offener Raum.

Wir sind keine geschlossene Gruppe sondern offen für alle, die den uns zur Verfügung stehenden Raum im oben skizzierten Sinne mitgestalten bzw. bespielen wollen. Realisierbar sind z. B. Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen oder Filmvorführungen. Auch nicht-öffentliche Veranstaltungen sind denkbar, etwa Gruppentreffen oder Workshops. Die längerfristige Nutzung von Räumen durch Kunstproduzent_innen – z. B. als Atelier oder Proberaum – ist momentan allerdings schwierig, da alle infrage kommenden Räume belegt sind.

Für Vorschläge sind wir auf verschiedenen Wegen ansprechbar: Persönlich (z. B. an einem der regelmäßig stattfindenden Barabende), per Post (»Faites votre jeu!« / Klapperfeldstraße 5 / 60313 Frankfurt), telefonisch (0160-95656439) und am liebsten per E-Mail: faitesvotrejeu [ät] yahoo.com. Da uns relativ viele Anfragen erreichen, bitten wir euch, zunächst eine Beschreibung des Vorhabens per E-Mail zu schicken. Wir melden uns, sobald das Plenum (s. u.) besprochen hat, ob sich das Vorhaben im Klapperfeld realisieren lässt, und dann sehen wir weiter. Das dauert im Idealfall wenige Tage, unter Umständen auch zwei Wochen oder länger. Wir haben viel vor und sind keine Dienstleistungsagentur.

III. Das Klapperfeld ist kein Raum der Beliebigkeit.

Wenn ihr das Klapperfeld als aufregende Kulisse für euren nächsten Betriebsausflug nutzen möchtet, schon immer ein stylisches Schuhgeschäft in einer Zelle eröffnen wolltet oder gerne die kommende Jahresversammlung eurer Reservistenkameradschaft hier ausrichten würdet, schreibt uns bitte gar nicht erst. Das Diskutieren von Anfragen für Vorhaben, die im Klapperfeld von vorneherein keinen Sinn machen, geht zu Lasten der Verwirklichung anderer Projekte und blockiert unsere inhaltlichen Auseinandersetzungen.

Die hier verwirklichten Vorhaben sollten in erkennbarer Beziehung zu unserem Projekt stehen. Das schließt Vorhaben aus, die kommerziell orientiert sind, im Klapperfeld nur eine exotische Bühne sehen (»mal was anderes«) oder Menschen ausgrenzen (weil sie z. B. zu wenig Geld haben oder Diskriminierung befürchten müssten). Bitte denkt auch daran, dass die Räume relativ klein und für Veranstaltungen schlecht geeignet sind, die einen massenhaften Andrang erwarten lassen. Auch als Schlafplatz für durchreisende Künstler_innen oder andere Gäste eignet sich das Gebäude leider nicht.

Für Barabende oder andere Veranstaltungen mit Party-Charakter kann das Klapperfeld prinzipiell genutzt werden – besonders gerne dann, wenn die Einnahmen einem solidarischen Zweck zugute kommen. Allerdings kann unseres Erachtens ein Gebäude, in dem Menschen gefoltert und aus dem noch vor wenigen Jahren Flüchtlinge deportiert wurden, nicht einfach eine Party-Location sein. Die Dauerausstellung im Keller ist auch während Barabenden geöffnet, um es Besucher_innen zu ermöglichen, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen. Barabende sollten nicht in einer Weise ausarten, die solche Auseinandersetzungen verunmöglichen würden. Die Grenze dahin können wir selbst nicht sicher bestimmen, wohl aber einige Vorschläge machen, wie Veranstaltungen »beherrschbar« bleiben – z. B. durch den Verzicht auf Hart-Alk, ein relativ frühes Veranstaltungsende oder die Begrenzung der Musiklautstärke. Wer das Klapperfeld für Barabende o. ä. nutzen möchte, sollte diese Aspekte bereits in der Konzeption berücksichtigen. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, was für Events wir hier jedenfalls nicht wollen.

Niemand bekommt Geld dafür, hier zu arbeiten. Erwartet bitte keinen »Service« und schickt uns keine Stellengesuche. Wir wollen generell keine Dienstleistungssituation mit »Betreiber_innen« auf der einen und »Nutzer_innen« auf der anderen Seite entstehen lassen.

IV. Do It Yourself!

Das Klapperfeld ist nicht, das Klapperfeld wird gemacht. Die Entwicklung des Raums ist das – niemals abgeschlossene – Ergebnis der vielfältigen Aktivitäten derer, die ihn nutzen und dadurch lebendig machen. Die Entscheidungen über alle Formen der Nutzung werden auf dem wöchentlichen Plenum getroffen, das allen offen steht, die sich beteiligen möchten. Das Plenum wird von manchen regelmäßig und von manchen eher sporadisch besucht – es gibt weder eine formelle Mitgliedschaft, noch informelle Teilnahmezwänge. Allerdings erwarten wir von Gruppen, die das Klapperfeld regelmäßig nutzen, dass sie Leute ins Plenum schicken, um eine beständige Kommunikation in beide Richtungen zu gewährleisten. Wer im Klapperfeld ein Vorhaben realisiert, kommt zum vorherigen Plenum, um für eventuelle Rückfragen hinsichtlich der Technik o. ä. persönlich ansprechbar zu sein.

Wo Menschen interagieren, entstehen Hierarchien – auch in unserem Plenum. Unsere Organisationsstruktur folgt der Maxime, diese so gering wie möglich zu halten und wo immer möglich abzubauen, was beinhaltet, dass sie transparent und angreifbar gemacht werden. Es gibt keine »Chef_innen«, auch nicht für bestimmte Zuständigkeitsbereiche; die Verantwortlichkeit für einzelne Aufgaben wird regelmäßig weitergegeben. Aus dem Plenum heraus entstehen eigenständige Arbeitsgruppen. Einige von ihnen arbeiten kontinuierlich – etwa der Geschichts-AK, der sich mit der Vergangenheit des Gebäudes auseinandersetzt –, andere werden temporär gebildet, um z. B. einen bestimmten Raum zu gestalten.

Auch abseits des Plenums und der AGen gibt es viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Dazu zählt insbesondere der Umsonst-Laden, wo brauchbare Dinge mitgenommen oder abgegeben werden können – ohne Geld und ohne Tausch. Regelmäßig finden gemeinsame Renovierungs- und Putztage statt, die wir am schwarzen Brett im Flur ankündigen.

Unsere Organisationsstruktur ist ein dynamischer Bestandteil unserer Praxis und wird nicht in einem Statut o. ä. münden. Nur eins steht fest: Wir gestalten unsere Organisierung nach der Maßgabe unserer Ziele und Bedürfnisse, nicht nach einem institutionalisierten Korsett.

»Faites votre jeu!«, im Januar 2009

Solidarität mit dem Hausprojekt Liebig 14

Die Initiative »Faites votre jeu!« erklärt sich solidarisch mit dem akut von Räumung bedrohten autonomen Wohn- und Kulturprojekt Liebig 14 in Berlin.

Den von uns unterstützten Aufruf könnt hier als pdf herunterladen oder unter folgender Adresse online lesen: http://wba.blogsport.de/tagx-liebig-14/unterstuetzungs-aufruf/

Weitere Infos zum Kampf um das Hausprojekt in der Liebigstraße 14 findet ihr auf der Website der Kampagne »Wir bleiben alle!« unter http://wba.blogsport.de/tagx-liebig-14/, auf der Website des Projekts auf http://www.wix.com/liebig14/home und auf dem Blog des Projekts auf http://liebig14.blogsport.de/

Keine Räumung von selbstverwalteten, emanzipatorischen Projekten – weder in Berlin noch anderswo! Wir bleiben alle!